28 Juni 2006

Streng

Dass Clara und Chris strenger bzw. konsequenter als meine anderen Minis erzogen werden, hatte ich wohl schonmal erwähnt. Das ist auch für mich als Betreuerin nicht unbedingt negativ, denn in der Regel sind die beiden leicht zu lenken, weil sie an feste Regeln und nicht diskutierbare Ansagen gewöhnt sind. Aber heute habe ich schon ein krasses Beispiel miterlebt:
Als wir nach Hause kamen, war ihre Mutter schon da, wollte aber noch ein halbes Stündchen in Ruhe arbeiten, also habe ich die Kinder wie immer versorgt. Mit Clara habe ich dann aus Schuhkartons einen Schweinestall für ihre Origami-Schweinefamilie gebastelt und bemalt. Irgendwann gesellte sich Chris - der auch mal ganz gerne alleine spielt, nun aber gerade dabei war, einen Apfel zu essen - zu uns und schaute erst ganz ruhig zu. Dann hat er den Satll angefasst und hochgehoben, wobei die beiden Kartons, die gerade erst zusammengeklebt worden waren, auseinanderfielen. Eigentlich kein Drama, kann man ja wieder kleben, und Chris wollte meiner Meinung nach auch nichts kaputt machen, sondern nur mal genauer hinschauen. Clara sah das leider etwas anders - und explodierte komplett! So habe ich sie noch nie erlebt! Sie hat gleich losgeschrien in einem Tonfall, dem ihre innere Wut so deutlich anzuhören war - Wahnsinn! Dabei waren unnette Sachen wie "Du bist bescheuert! Verschwinde hier! Hau ab!". Ich dachte, ich hör' nicht recht! Der arme Chris war auch ganz geplättet und hat gar nichts mehr gesagt. Ich habe dann zwar Clara kurz getadelt und gemeint, dass sie doch nicht gleich so losbrüllen müsse, dass das von Chris keine Absicht war und dass wir es auch ganz leicht wieder reparieren können. Nach ihrem Ausbruch war sie dann auch direkt wieder "normal".
Ich kann zwar aus meiner Sicht nicht verstehen, wieso man sich bei so einer Kleinigkeit so aufregt, aber wenn sie sich so gefühlt hat wie sie klang (und das glaube ich), dann finde ich ihre Explosion immernoch sehr viel besser, als wenn sie Chris gehauen hätte - was sicher viele Kinder so machen würden. Ich sehe schon eine gewisse Leistung darin, die aufkochenden Emotionen so unter Kontrolle zu halten, dass man sie nicht mit körperlicher Gewalt ausagieren muss. Ihre Mutter sah das offenbar anders. Einige Minuten nach dem Vorfall war sie fertig mit ihrer Arbeit und sprach Clara auf ihr Verhalten an. Sie sagte, sie möchte so etwas nicht noch einmal von ihr hören. Clara antwortete nur kleinlaut "ja", worauf ihre Mutter meinte: "Don't say "yes", say you won't do it again!" [Sag nicht einfach nur "ja", sag, dass du es nicht wieder machen wirst! >> Clara und Chris sprechen zu Hause nur englisch). Clara: "I won't do it again..." Mutter: "Thank you." Clara (ganz geknickt): "You're welcome."
Abgesehen davon, dass ich die ganze Situation wie gesagt anders interpretiert habe als Claras Mutter, sehe ich irgendwie den pädagogischen Effekt in der Aktion nicht. Warum soll ein Kind etwas Vorgesprochens wiederholen? Was soll das ändern? Gut, es flößt Respekt vor den Erziehungspersonen ein, aber ich bin sicher, dass es keine Auswirkungen auf das wirkliche Verhalten in der nächsten ähnlichen Situation haben wird. Clara hat einige Minuten später auch tatsächlich schon wieder wütend zu lamentieren angefangen (zwar nicht so explosiv wie beim ersten Mal), als Chris das Futter für die Schweine aus dem Trog verstreut hat - und obwohl ihre Mutter sie da noch einmal erinnerte, was sie gerade versprochen hatte (vielleicht liegt da der Denkfehler! Clara hat ja nichts ehrlich von sich aus versprochen, sondern ein erzwungenes Versprechen nachgesagt), konnte Clara in dem Moment nicht damit aufhören. Irgendwo muss die Wut ja auch hin!

27 Juni 2006

5 Stunden Baby

Ich muss es einfach mal sagen: ich schaue bewundernd zu allen engagierten Eltern auf, besonders zu den faktisch alleinerziehenden (weil Papa/Mama ganztags arbeitet) oder gar Mehrfacheltern! Ich habe gestern 5 Nachmittagsstunden (gegenüber sonst meist nur 2-3) mit Baby Céline verbracht, wovon sie eine Dreiviertelstunde geschlafen und eine gebrüllt hat ;) Und ich war fertig am Ende - es reichte nur noch zum Fernsehen, auch das Blog musste bis heute warten. Wie machen Eltern das??? Okay, bei älteren Kindern sieht die Sache anders aus, weil man sich da oft als Betreuer viel intensiver mit den Kindern beschäftigt als die Eltern das jeden Tag machen könnten und sich so richtig verausgabt. Aber mit Céline konnte ich ja auch nicht viel mehr machen als ihre Mama, also kein Grund, so ausgepowert zu sein eigentlich ;) Aber Eltern wachsen ja auch in ihre Aufgabe hinein. Erstmal ist das Baby ja noch so klein und schläft viel und wird erst langsam aktiver, wacher, aufmerksamer und anspruchsvoller.

Aber ich will nicht jammern, es war trotzdem total schön mit der Kleinen! Sie ist so ein fröhliches, offenes Kind. Noch immer kein Anzeichen von Fremdeln. Nach dem Wickeln sind wir bei dem tollen Wetter natürlich gleich spazieren gegangen/gefahren. Oft schläft sie schon auf dem Weg zum See ein, diesmal nicht. Auch dort, in der Ruhe der Natur ;), machte sie keine Anstalten dazu, also haben wir uns erstmal etwas auf die Wiese gesetzt und sie hat mir ihre neuesten Kunststückchen vorgeführt: auf den Knien sitzen und krabbeln! Naja, eher hüpfen, denn nachdem die Ärmchen vorwärts gekrabbelt sind, werden beide Beine gleichzeitig in einem Sprung nachgezogen - wie ein kleines Kaninchen :) Das ist natürlich noch sehr anstrengend, und öfter mal plumpst sie dabei auf die Nase. Ist aber hart im Nehmen ;) Danach war sie dann offenbar müde genug für ein kurzes Nickerchen (*PauseaufderBankmach*). Dann folgte das Füttern eines köstlichen Birne-Hafer-Breis, wobei ich froh war, mehrere T-Shirts dabei zu haben und viele Taschentücher. Den Löffel möchte sie sich nämlich am liebsten selbst in den Mund stecken, leider fasst sie ihn aber genau auf der Breiseite an ;) Irgendwann war die Umgebung dann interessanter als der Hunger groß und ich konnte uns reinigen. Céline hat inzwischen mit den Vorbeigehenden geschäkert, ihren Kinderwagen von unten inspiziert, sich an mir hochgezogen um meine Halskette in den Mund zu bekommen und sich den Inhalt meines Tops angesehen *grins* Nach einer Weile wird sie aber außerhalb des Wagens immer knatschig, weil wohl alles noch nicht so klappt wie sie will, also sind wir wieder spazieren gegangen. Schön war für mich, als ein paar Leute von hinten kamen und Céline sie wohl angegerinst hat und die Leute daraufhin näher kamen und sie ansprachen ("na du bist aber freundlich!") - da hat Céline nämlich dann von denen zu mir und zurück geguckt. Ich deute das mal als Form des "social referencing": sich die Reaktion der Bezugsperson auf bestimmte Ereignisse ansehen, um zu entscheiden, ob man dem Neuen vertrauen kann oder sich abwenden sollte. Ich bilde mir nun trotzdem nicht ein, eine Bindungsperson Célines zu sein (denn auf diese wird das social referencing normalerweise ausgerichtet), aber zumindest weiß sie wohl irgendwie, dass ich in den Momenten ihre "Basis" bin.
Um halb 5 dachte ich dann, dass wir uns mal auf den Heimweg machen und dann einfach drinnen die letzte Stunde verbringen. Blöde Idee! Um 5 kaum zu Hause ging das Gemurkel los und steigerte sich in der nächsten Stunde zu einem lauten Wutgeschrei. Ihr Papa war schon zu Hause, aber auch das half nichts. Sie wollte nicht trinken, nicht gewickelt werden, nicht krabbeln, nicht spielen... ich schätze mal, sie war doch recht müde, außerdem hat sie leider auch eine Erkältung, so dass der Schnuller als Beruhigungsmittel ausfiel (kein Atmen durch die Nase möglich). Nachdem der nämlich kurz drin war, war Ruhe, dann kriegte sie keine Luft mehr, öffnete den Mund - und die Wut darüber war ihrem Gebrüll deutlich anzuhören. Und wieder ein ehrfürchtiger Blick zu allen Eltern! Während ich wusste, dass ich um 6 sowieso gehen würde und deshalb relativ gelassen mit dem Theater umgehen konnte, hätte ich mich sicher weitaus hilfloser als Elternteil gefühlt, der sich das anhören und sie rumschleppen muss bis sie einschläft. Wie es aussah, hat sich ihr Vater genauso gefühlt und sich dann spontan ;) entschlossen, wieder mit ihr rauszufahren, als ich gehen musste. Vermutlich ist sie dann im Wagen erschöpft eingeschlafen ...*daumendrück*

25 Juni 2006

Kann ich das verstehen?

Ich frage mich gerade wirklich, wie ich als Elternteil mich dem ersten Babysitter meines Zweijährigen gegenüber verhalten würde. Habe mich nämlich heute wieder etwas geärgert über Lukas' komischen Vater. Lukas wollte heute unbedingt auf den Spielplatz mit mir, aber sein Vater hat nur erlaubt, dass wir in den Hof gehen. Er meinte, Lukas und ich sollten uns erst aneinander gewöhnen, denn Lukas sei so impulsiv draußen und unberechenbar - er habe Angst, dass er einfach auf die Straße laufen könnte. Naja, sowas in der Art habe ich mir ja schon gedacht. Und nun frage ich mich, ob ich diese Elternängste verstehen kann. Grundsätzlich nachvollziehen: ja, auf jeden Fall, jedenfalls zu Beginn eines Betreuungsverhältnisses. Aber: man muss schon die realen Bedingungen bedenken. Versetze ich mich in die Lage der Eltern, wäre ich vielleicht hinsichtlich Außenaktivitäten erstmal vorsichtig, wenn es sich um eine jugendliche Babysitterin handeln würde, die noch nicht oft mit Kindern zusammen war oder wenig Erfahrung mit unterschiedlichen Temperamenten von Kindern hat und daher möglicherweise noch nicht so abschätzen kann, zu was Kleinkinder so fähig sind. In dem Fall hätte es sicher einen Sinn, sie darauf aufmerksam zu machen, dass das Kind sich noch nicht sicher alleine im Straßenverkehr als Fußgänger bewegt, immer an der Hand gehalten werden muss etc.. Außerdem würde ich vielleicht Aktionen nicht zulassen, die weiter von zu Hause weg führen, wie z.B. in die Innenstadt, ins Freibad oder in den Zoo, und das vielleicht auch noch nichtmal bei älteren, erfahreneren Babysittern zu Beginn des Betreuungsverhältnisses. Soweit kann ich also Bedenken durchaus theoretisch nachvollziehen. Nicht verstehen kann ich, wieso ich als erwachsene, studierte (also nicht gerade dumme oder gedankenlose) Person mit unzähligen Erfahrungen mit unterschiedlichen Kindern sowie mit Kindergruppen nicht mit einem Zweijährigen eine Straße zum Spielplatz überqueren soll!!! Was denkt denn dieser Vater bloß? Dass ich das Kind nicht an die Hand nehmen kann, oder dass ich nicht in der Lage bin, unfallfrei eine Straße zu überqueren? Oder dass ich auf dem Spielplatz nicht aufpasse und Lukas aus den Augen verliere, der dann schnurstracks auf die Straße rennt? Wozu ist denn der Betreuer da, wenn nicht zum Aufpassen?? Es ist doch wohl außerdem ganz klar, dass man gerade in der Kennenlernphase die größtmöglichsten Vorsichtsmaßen einhält, da einem ja bewusst ist, dass man das Kind noch nicht so genau einschätzen kann. Es kann doch aber echt nicht angehen, dass dieser Vater denkt, ich würde das Kind ganz unbekümmert wie einen zweiten Erwachsenen neben mir hergehen und einfach sein Ding machen lassen!?! Wozu haben die sich überhaupt einen (über-)qualifizierten Babysitter gesucht? So, wie sie sich verhalten, hätte es auch der Teenie von nebenan machen können! So etwas habe ich zuvor noch bei keiner Familie erlebt. Andere Möglichkeit: der Vater möchte einfach überhaupt noch nicht, dass ich mit Lukas alleine bin - bisher war er immer zu Hause, wenn ich da war, und auf den Hof kann er auch schauen. Weiß man's?
Aber verständnisvoll wie ich bin, werde ich mir das noch ca. 2-4 Mal antun und dann, im Falle mangelnder Besserung, das fehlende Vertrauen ansprechen und gegebenenfalls die Konsequenzen ziehen. Ich finde, nach dann fast 10 Betreuungstagen haben sie ihre Chance, sich eine Meinung über mich zu bilden, gehabt. PUNKT!

Also waren wir heute kurz im Innenhof. Da war aber nichts los. Auf dem Weg vom Fahrstuhl dorthin wollte Lukas auch zur Haupttür abbiegen, um doch noch auf den Spielplatz zu gelangen ;) Leider musste ich ihm da ja aber sagen, entweder in den Hof oder wir gehen ganz rein :( Im Hof gibt es zwar auch ein paar Spielgeräte, aber die Schaukeln und die Rutsche waren zu heiß zum Draufsitzen und Sand war so gut wie keiner im Sandkasten vorhanden. Lukas wollte dann auch schnell wieder rein. Im Fahrstuhl fiel ihm dann sein Dreirad ein, dass er aus dem Keller haben wollte. Da musste dann sein Vater ran - in den Keller, Rad raus, wieder hoch... nach kurzer Zeit hatte Lukas aber mit dem Rad keinen Spaß mehr, also haben wir es wieder in den Keller gebracht und erneut oben geklingelt. Am liebsten wollte Lukas dann doch wieder raus, aber das wurde mir dann doch zu bunt. Haben dann noch ein Stündchen einen Papierflieger gebastelt und angemalt und Bücher angesehen.
Zum Abschluss habe ich zusätzlich wieder Pralinen bekommen. Ich finde das ja sehr nett, aber ich würde mich mehr darüber freuen, wenn sich darin auch eine echte Anerkennung meiner Aufgabe ausdrücken würde - was ja unmöglicher der Fall sein kann, wenn man mir meine Aufgabe nicht mal zutraut!

24 Juni 2006

Knet-City

Ich glaube, das war heute das erste Mal, dass ich am Wochenende tagsüber "gearbeitet" habe! War bei Lukas nebenan, aber nur für 1,5 Stunden. Schon in der Anfrage, ob ich am WE Zeit habe, haben die Eltern erwähnt, dass Lukas sich schon so freut, dass ich wieder komme. Und hat er sich auch wirklich. Da er schon Sandalen anhatte, habe ich ihn gleich gefragt, ob wir rausgehen wollen. Er hat zwar genickt, aber sein Vater meinte, er hatte sich eigentlich vorgestellt, dass wir drin spielen *augenroll* Ich schätze mal, er hat noch nicht so das Vertrauen, mich mit Lukas losziehen zu lassen (dabei ist der Spielplatz gegenüber). Als "Ausrede" meinte er aber, es sei immer so schwierig, Lukas wieder vom Spielplatz wegzubewegen, und da wären ja 1,5 Std. zu kurz für ihn. Naja, schon klar ;)

Also haben wir in Lukas' heißem Zimmer mit Knete gespielt - die ganze Zeit! Schon ganz schön lange für einen Zweieinhalbjährigen, um sich mit einer Sache zu beschäftigen. Aber da war ja auch viel los in Knet-City: erstmal entstanden ein paar Kriechtiere (Lukas hat dabei den Unterschied zwischen einer Schnecke und einer Schildkröte gelernt), die eine Ampel brauchten, damit sie wissen, wann sie über die Straße dürfen. Für die Straße kam ein Auto dazu (alles meist "Du alleine machen" - Lukas wollte dann nur mit den fertigen Objekten rumschieben oder sie reparieren). Dann ein Bulldozer mit einer großen Schaufel für die Baustelle, wo ein Haus gebaut wurde. Der Müll von der Baustelle kam in eine Tonne, die von eiem Müllauto (schonmal ein Müllauto geknetet???) geleert wurde - "Müll tinkt!". Dann mussten ein Bus und ein Flugzeug her, allerdings nicht gerade ein moderner Airbus, denn "keine Düsen (woher kennt der sowas??), Popeller dran!". Als dann auch noch die Flügel abmontiert werden sollten, habe ich lieber gleich noch einen echten Hubschrauber geformt. Aufgefallen ist mir, dass für Lukas die Menschen in den jeweiligen Verkehrsmitteln immer ganz wichtig waren - er wurde richtig quengelig, als ihm nicht genug Personen im Flugzeug waren! Also nahmen im Hubschrauber ein Pilot, Lukas, Mama und Papa Platz ;)

Lukas sagt noch immer nicht "ich", sondern z.B. "Lukas alleine machen" (übrigens wirklich lustig, wie sich die TopTen der meistgesprochenen Sätze von Zweijärigen gleichen! :). Da fällt mir ein, bei Leon vorgestern habe ich das gar nicht "überprüft". Er ist zwar ein paar Monate jünger als Lukas, aber ganz sicher hat er sich selbst nicht "Leon" genannt. Vielleicht verzichtet er im Moment ganz auf das Subjekt im Satz? Oder er sagt "ich", und deshalb ist es mir nicht weiter aufgefallen. Hm. Emma jedenfalls sagt schon ganz lange "ich" (da war sie noch keine 2 Jahre alt) und auch Lotta schon seit einer Weile. Aber bis 3 Jahre ist ja auch alles andere noch normal, da hat der Lukas schon noch Zeit.

Als ich gehen musste, war Lukas ganz aufgeregt und meinte immer "Malin nicht nach Hause gehen!". Habe ihm dann erklärt, dass ich jetzt gehe, aber Papa ja auch mal wieder Knete spielen möchte ;) Da hat Lukas mich zwar ganz verständig angenickt, sich aber dann gleich wieder seinem Papa zugewendet: "Malin nicht gehen!". Aber ich komme ja morgen schon wieder...

22 Juni 2006

"Kann schon alleine!"

Ohja, Leon kann inzwischen wirklich eine Menge alleine! Das letzte Mal hatte ich ihn Anfang Februar gesehen, gerade 2 geworden. Davor im November, und davor hatten wir bis September seit März jede Woche einen festen Nachmittag gehabt. Dann kam er in die Kita, und die Trennungen von seiner Mama waren sehr schwer für ihn, so dass wir übereinkamen, auf die zusätzlichen Abschiede am Nachmittag bis auf weiteres zu verzichten und uns erstmal nur ab und zu zu sehen. Als ich im Februar bei ihm war, kam er mir noch nicht sonderlich verändert im Vergleich zum vorherigen Jahr vor, aber heute dafür umso mehr! Erstens ist er groß geworden, gar kein "Baby" mehr ;) Wenn man ihn hochnimmt, hat man das Gefühl, alles schlenkert an ihm, weil seine Arme und Beine so lang und schlank geworden sind. Er rennt wie ein Weltmeister und ist die ganze Zeit am Herumhampeln. Motorisch war er schon immer recht weit entwickelt für sein jeweiliges Alter. Jetzt kann er z.B. auch schon Roller fahren. Aber emotional hat er - vermutlich durch den ständigen Umgang mit anderen Kindern - einen enormen Sprung gemacht. Früher war es etwas schwierig, ihn überhaupt mal aus der Reserve zu locken; lachen war selten drin, und auf dem Spielplatz war auch immer eher zusehen als mitmachen angesagt. Kein Vergleich zu heute! Er ist unglaublich lebendig und aktiv, grinst, lacht und quasselt die ganze Zeit, geht ohne Scheu auch ohne Begleitung auf andere Kinder zu, verteidigt seine Sachen ("Nicht kaputtmachen!" - wann immer ein Kind auch nur in die Nähe seines Eimers kam) und hat nur Flausen im Kopf. Ein richtiger kleiner Junge ist er geworden, der Leon. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Er spricht schon ziemlich gut und kennt viele Wörter, aber das hat sich auch früher schon angekündigt, denn schon in seiner vorsprachlichen Zeit hat er oft vor sich hingebrabbelt, als wollte er mitreden. Und alles kann er alleine - Treppe gehen, Schuhe an- und ausziehen, sich ein Eis bestellen ("rot!"), auf dem Fußweg laufen, an der Ampel stehenbleiben - und ja, ein typischer Zweijähriger ist er auch, und wehrt sich dementsprechend rigoros gegen solch schlimme Bevormundungen wie "nein, das ist kein Badewasser, da kannst du nicht drin plantschen" (Brunnen); "an der großen Straße musst du mir die Hand geben" und "ohne Schuhe kannst du hier nicht laufen, nur auf dem Sand".
Außerdem kann er bis mindestens vier zählen und weiß, wie alt er ist:
Ich: "Leon, wie alt bist du denn?"
Leon: "Zwei!" [Pause] "Zweieinhalb!" :)
Also, zusammenfassend gesagt: es war richtig schön, Leon wiederzusehen! Und auch ganz unkompliziert. Ich glaube, irgendwo in seinem Kinderkopf hat er sich noch an mich erinnert. Für mich war es wahrscheinlich ein größerer "Kulturschock", mit dem ziemlich selbständigen Kind Leon umzugehen, wo ich doch zuletzt im Grunde das abhängige Baby Leon betreut habe, als dass es ein Problem für ihn gewesen wäre, mit mir mitzugehen. Seine Mama hat ihn am Ende gefragt, ob ich ganz bald mal wieder kommen soll und er hat "Ja" gegrinst und mir ein fröhliches "Tschüß" nachgerufen. Das mag für andere ganz selbstverständlich und nicht erwähnenswert klingen, aber ich muss es einfach betonen, weil das früher undenkbar war. Leon war immer so verschlossen (wenn er auch nie Probleme damit hatte, mit mir zusammen wegzugehen) und irgendwie passiv - und jetzt ist er so ein Wirbelwind!
Seine Mutter meinte auch, dass es wohl nun eher ihr Problem ist, dass sie ihn am Nachmittag nicht auch noch weggeben will - wobei sie schon merkt, dass es gut für sie wäre, da sie wohl auch dann manchmal genervt ist und sich sowieso nicht richtig auf ihn einlassen kann, wenn noch viele andere Dinge anliegen. Na mal sehen, wie das weitergeht und wann sie sich diesmal wieder meldet!

20 Juni 2006

Fußball? Was ist das?

Da es heute keine besonderen Vorkommnisse mit Clara und Chris gab, einfach nur noch eine Ergänzung zur letzten Woche in Form eines - zwar ziemlich verfremdeten, man entschuldige das Alien-Gesicht - Fotos von Fußball-Chris. Heute hatte er sein tolles Trikot nämlich wieder an, inklusive einer roten "Deutschland"-Kapuzenjacke. Allerdings ist diese Ausstattung vermutlich auf dem Mist von Chris' Vater gewachsen - Chris selbst interessiert sich nicht sonderlich für Fußball. Vor dem Kindergarten saß eine ältere Dame, die sein Outfit amüsiert zur Kenntnis genommen und Chris gefragt hat, wer denn das Spiel heute (Deutschland - Ecuador) gewinnen würde. Chris guckte aus der Wäsche, als ob die Frau chinesisch mit ihm gesprochen hätte :) Auch meine späteren Nachfragen ignorierte er komplett, und ich habe den Eindruck, er weiß rein gar nichts über die Fußball-WM (was vermutlich immernoch mehr ist, als ich darüber weiß...). Als wir an offenen Fenstern mit raushängender Deutschlandflagge vorbeikamen, und ganz offenbar ein Tor gefallen war und wir daher dem Freudentaumel sozusagen in DolbySurround lauschen konnten, war Chris erneut total erstaunt, warum die denn so laut schreien und was die Flaggen da sollten. Naja, ich selbst war auch alles andere als informiert, dachte ich doch, Deutschland würde erst am Abend um 21 Uhr spielen. Eigentlich hätten mich aber die auffallend leeren Busse und natürlich die Horden von Fanartikelsammlungen auf Beinen stutzig machen müssen...

17 Juni 2006

Perfektes Timing

Heute habe ich das erste Mal Baby Céline zu Bett bringen dürfen. Allerdings noch unter strenger Aufsicht des Herrn Papa ;) Der hat eine kleine, wenn auch verständliche, Kontrollneurose. Hat sich ernsthaft mit mir an den Tisch gesetzt, Zettel und Stift gezückt und alles notiert, was er mir über das Schlafritual und die Zubereitung des Nachtfläschchens vermitteln wollte. Auffallend: einerseits wurden Infos gegeben, die für mich durchaus verzichtbar sind (z.B. dass das Kind eine winzige Blase am Fuß hat - vom PEKIP), andererseits aber Wichtiges bis zu meiner konkreten Nachfrage unterschlagen (z.B. dass die beiden zu mischenden Wassersorten schon fertig bereitstehen und ein Thermometer verfügbar ist). Am Ende habe ich mich aber doch bestens informiert gefühlt und im Grunde fühle ich mich ja auch wohler je mehr ich weiß. War trotzdem irgendwie drollig :) Besonders, als später die Mama den Papa ersetzte und quasi als Rundumschlag nur meinte, ich solle einfach alles so machen, wie ich es für richtig halte. Irgendetwas sagt mir, dass sie meine Unterweisung durch ihren Mann amüsiert und möglicherweise leicht augenrollend mitangehört hatte...

Céline jedenfalls lauschte den Unterhaltungen gleichmütig, saß auf meinem Schoß und graptschte äußerst zielstrebig meine auf ihrem Beinchen liegenden Finger. Als sie diese Richtung Mund führte, dachte ich noch, es sei Zufall, dass sie nun nicht ihre Finger, sondern meine in ihren Mund stecken würde - weit gefehlt: es mussten meine sein, denn wer will sich schon selber beißen? *auaaa*

Céline wird nach der Methode aus "Jedes Kind kann schlafen lernen" ins Bett gebracht, bzw. auch bei nächtlichem Aufwachen so behandelt. Sprich: ein kleines Ritual, Kind ins Bett, Raum verlassen während das Kind noch wach ist, auch wenn's meckert (falls nötig nach einigen Minuten wieder kurz reingehen, sprechen, raus, wieder warten usw.). War etwas ungewohnt für mich, weil meine anderen Familien eher Fans des im-Arm-einschlafenden Kleinkindes sind. Aber prima ist die Methode, wenn sie zum Kind passt, finde ich. Die Kinder werden einfach optimal darin unterstützt, zu lernen, sich selbst zu beruhigen. Das macht sie unabhängiger und dadurch auch, wie ich zumindest bei Céline den Eindruck habe, insgesamt ruhiger gestimmt. Zum Beispiel wacht Céline nie schreiend aus dem Mittagsschlaf auf, sondern ganz langsam und ruhig, spielt dann etwas, quietscht ein bisschen und freut sich, wenn jemand kommt.
So konnten ihre Eltern sich also pünktlich verabschieden. Die Mama schien allerdings ein bisschen erstaunt (und auch etwas enttäuscht? Oder ich habe mir das eingebildet), dass Céline sich so leicht von mir hat ins Bett bringen lassen.
Um halb 11 hatte ich dann das Fläschchen gerade auf die korrekte Temperatur (laut Anweisungszettel:"bei 35-41 Grad Céline im Schlaf geben") runtergekühlt und Célines Zimmer betreten, als diese sich rührte und mich auf allen vieren kniend anblickte. Also wieder kein Geschrei *freu* - perfektes Timing! Als ich dann das halbschlafende Baby im Arm fütterte (was für ein Zug an der Flasche!), wurde mir ganz warm ;) Absolut rührend, diese kleinen Geschöpfe (nagut, wenn sie so friedlich sind wie Céline). Céline ist ja das erste wirkliche Baby, das ich versorge, und obwohl ich zugegebenermaßen zuvor eher Fan von Kindern ab einem Jahr war (jedenfalls im praktischen Umgang; theoretisch fand ich Babys und ihre Entwicklung schon lange faszinierend), schmelze ich inzwischen mit Begeisterung auch bei den Winzlingen gerne dahin ;) Ich bin richtig froh, dass ich diese Erfahrung mit Céline noch vor dem eigenen Baby machen darf!

15 Juni 2006

Sand und Meer

Gerade nochmal Glück gehabt mit den Temperaturen! Gestern war es unerträglich heiß und sonnig hier in der Stadt. Heute waren wenigstens die meiste Zeit dünne Wolken. Trotzdem war ich nach dem Nachmittag mit Marie auf dem Spielplatz nass, klebrig und dementsprechend sandig an allen Körperteilen, die einen die Hitze offenzulegen zwingt. Marie wurde auch von Minute zu Minute dreckiger ;) Geschwitzt hat sie ganz offensichtlich auch, aber das hat ihr nicht viel ausgemacht. Komischerweise war der Spielplatz die meiste Zeit ziemlich leergefegt, dabei sind doch noch gar keine Ferien? Ich erinnere mich an letztes Jahr, als ich mit Leon im Sommer jede Woche auf Spielplätzen war und die so gerammelt voll waren, dass wir fast gar nicht mehr an die Geräte dran kamen. Naja, mir soll's natürlich so auch recht sein :)

Als Marie heute in der Babyschaukel saß, hat sie so richtig laut, von ganzem Herzen und aus vollem Hals gelacht - und es war ein bisschen unheimlich: plötzlich konnte ich sehen, wie Marie als Kind nach ihrer Kleinkindzeit aussehen wird! Das hört sich jetzt sicher seltsam an, aber ihr Gesicht hatte einen ganz anderen Ausdruck, gar nicht mehr babyhaft, wie sie sonst ja noch aussieht. Ich kann das auch gar nicht richtig beschreiben, aber ich war ganz fasziniert und wollte sie gleich noch mehr zum Lachen bringen ;)

Ansonsten gibt es nicht viel Neues von Marie zu berichten. Sie ist wie immer zuckersüß gewesen, ihr Wortschatz beläuft sich zur Zeit auf "Hi", "alle", "bwuffbwuff", "Hau[se]" und "Mama[ma...]". Aber das wird schon! Motorisch ist sie etwas weniger sicher als Leon in dem Alter, sie fällt noch viel hin, was ja an sich nichts Ungewöhnliches ist, aber sie fällt immer gleich so ungünstig. Also nicht einfach nur auf den Po, sondern kippt dann oft gleich noch zur Seite und schlägt sich den Kopf garantiert immer an, wenn etwas Geeignetes zufällig in der Nähe ist. Auch wenn sie mal nicht ganz gerade die Rutsche runterkommt, purzelt sie am Ende gleich nicht einfach nur runter, sondern haut ganz sicher noch mit dem Kopf zurück an die Rutsche. Alles noch ein bisschen unkoordiniert, habe ich das Gefühl. Laut Emmi Pikler fallen Kleinkinder nicht so ungeschickt, wenn ihre Bewegungsentwicklung autonom - also ohne Eingreifen und ständige gutgemeinte Hilfen von Erwachsenen (hinsetzen, bevor das Kind sich selbst aufsetzen kann; an der Hand laufen lassen, bevor es frei läuft...) - verlaufen durfte. Dann wüssten sie genau, was sie sich zutrauen können und wie sie fallen müssen, um den sensiblen Kopf zu schützen. Hm, ich weiß ja nicht, wie die motorische Entwicklung bei Marie vor ihrem ersten Geburtstag abgelaufen ist, kann mir also in diesem Fall kein Urteil über die "Mitschuld" der Eltern erlauben.

Nach dem Spielplatz hatte Marie das Glück, sich den ganzen Sand in einer Badewanne auf dem Balkon abwaschen zu dürfen, während ich dreckstarrend ausharren musste ;) Im Wasser übrigens verhält sie sich recht sicher und kann ihren Kopf vor dem Untertauchen bewahren.

So, und nun ist Marie zwei Wochen im Urlaub! Für nächsten Donnerstag habe ich aber schon einen "Ersatz": Ich sehe endlich Leon mal wieder! Seit Februar war ich nicht bei ihm, seit November sowieso selten, weil er in die Kita gekommen ist. Jetzt bin ich gespannt, ob er mich wiedererkennt und ob sie mich vielleicht wieder öfter brauchen?

14 Juni 2006

Kinder sind grausam

Gestern jedenfalls bestätigte sich dieses Schlagwort zum wiederholten Male, als sich auf unseren Heimweg vom Kindergarten Claras Freundin S. und deren kleine Schwester H. nebst Mutter zu uns gesellten. Chris und H. sind Kindergartenfreunde, und Chris sieht sich offenbar angesichts seiner Körpergröße öfter mal verpflichtet, die um mindestens eineinhalb Köpfe kleinere (aber gleichaltrige) H. zu beschützen und zu umsorgen. Das an sich ist meist schon ziemlich niedlich, aber wenn die beiden Hand in Händchen in trauter Zweisamkeit dahinmarschieren, dann wird einem wirklich ganz warm ums Herz ;) Das kichernde Weibervolk (nichts kichert mehr als eine Horde Zweitklässler) in Form von Clara und S. aber hat nichts Besseres zu tun als zu lästern: "Guck mal, das Liebespärchen! Gleich küssen sie sich, iiihgitigitt! Und heiraten... und kriegen Baaaaabys...huuuuh!!!"
Grausam!

Heute dann war ich es, die unter der - zwar ungewollten - Kindergrausamkeit zu leiden hatte. Vorausgeschickt: mir geht die Fußball-WM furchtbar auf den Keks, insbesondere dieser ganze Fan-Schnickschnack in Form von Fähnchen, Wimpeln, Klopapier und was es sonst noch so an ballaffinen Devotionalien gibt, hat mich schon angenervt, bevor es richtig losging. Und nun das MIR:
Mit einem Kind in der Stadt herumlaufen, das ein komplettes Ballack-Trikot trägt, peinlich männertypisch an einen Unterwegs-Baum pinkeln muss, als hätte es gerade literweise WM-Party-Bier in sich hinein geschüttet, das auf die Wange eine Deutschlandflagge geschminkt bekommen hat und das sich dann an der nächstbesten Ampel völlig ermattet an meinen Unterarm lehnt – Resultat: ein Deutschlandflaggen-Stempel, der mich stundenlang als WM-Fan gebrandmarkt hat, ohne dass ich es gemerkt hätte...

12 Juni 2006

Alles wie gehabt...

...heute, mit Moritz und Lotta nochmal. Nur, dass die Familie Besuch bekommen hatte, der in der Wohnung blieb, während die Eltern ausgingen. Eine Frau aus Süddeutschland. Erst habe ich mich gefragt, wieso sie mich dann nicht abbestellt haben, denn die Dame hätte ja auf die Kinder aufpassen können. Aber das hätte möglicherweise mit Lotta nicht funktioniert. Die Kleine war schon ziemlich paralysiert, wenn die Frau sie angesprochen hat ;) Also habe ich alles wie immer mit den beiden erledigt. Später, als der Besuch mich auf den Balkon des Gästezimmers gelockt hatte (eigentlich hätte ich es vorgezogen, es mir alleine auf dem Sofa gemütlich zu machen, aber man will ja nicht unhöflich sein), fand sie es ganz erstaunlich, wie gut es mit Moritz, Lotta und mir klappt und wollte wissen, ob das von Anfang an so war (war es). Sie hatte sich wohl schon auf ein großes Verabschiedungstheater gefasst gemacht, als die Eltern gingen :) Als ich ihr erzählte, dass ich Moritz um 22 Uhr schlafend vom Bett ins Bad bringen muss, war sie - ganz offensichtlich selbst kinderlos - ganz betroffen und meinte seufzend: "Ja, was man so alles mitmacht, bis die Kinder groß sind!" ;)

11 Juni 2006

Trocken - oder auch nicht

Ich hab Muskelkater. Im Bauch. Und ich weiß auch genau, woher er kommt. Aber fangen wir von vorne an:
Gestern abend/nacht war ich bei Moritz und Lotta. Die beiden sind ja sehr lebhaft und besonders bei Moritz macht sich die weitgehend zwanglose Erziehung seiner Eltern ziemlich bemerkbar, aber mit ein paar Tricks ("Moritz, ich wette, du kannst deinen Schlafanzug nicht innnerhalb von einer Minute anziehen!") waren die beiden um halb 9 glücklich im Bett. Dass ich dann noch neben ihren Betten liegen muss, bis sie schlafen, bin ich ja schon gewohnt, ebenso ihre Milchflaschennuckelei und Moritz' Beschwerden, dass ich gefälligst mal einen ganzen Tag kommen soll :) Aber: neu ist, dass Moritz nachts auf die Windel verzichten soll/will (?). So eine Phase gab es früher schonmal. Damals ist er etwa eine Stunde nach der Flasche aber von alleine aufgewacht (naja, in den Halbschlaf gekommen) und man konnte ihn, verwirrt wie er zwar war, ins Bad bringen. Dann allerdings hat er monatelang wieder Windeln benutzt. Und nun ist es so, dass man ihn 1,5 Stunden nach der Flasche schlafend ins Bad tragen muss! Er wacht nicht auf, wenn man ihn aus dem Bett schleppt (er ist 5 und ich kein Gewichtheber), auch im Bad hat er geschlossene Augen, schweigt und gähnt höchstens mal. Trotzdem klappt das "Geschäft", sobald er Kontakt mit der Klobrille bekommt. Zurück im Bett schläft er sofort weiter und erinnert sich auch morgens an nichts.
Aber die Frage ist: was soll das überhaupt? Entweder ein Kind ist körperlich bereits in der Lage, den Drang auch nachts wahrzunehmen und wacht davon auf bzw. die Organe sind reif genug, dass die Windel bis morgens trocken bleibt oder es hat eben noch keinen Sinn, auf die Windeln zu verzichten, wenn man keine nassen Betten in Kauf nehmen will. Ich halte es jedenfalls nicht für sinnvoll, ein Kind schlafend ins Bad zu bringen. Das ist ja fast schon so grotesk, wie diese Bewegung in Amerika (oder wie veraltete Ansichten hier bei uns), die Säuglinge konsequent ohne Windeln einfach regelmäßig über Töpfchen hält, damit sie schneller sauber werden. Das Kind erbringt dabei keinerlei Eigenleistung, und das kann es ja auch vom körperlichen Reifegrad her noch gar nicht. In der Regel sollte ein trockenes Kind ja auch nachts gar nicht mehr "müssen" müssen, sondern weit genug entwickelt sein, die Stunden so auszuhalten. Wenn dieser Reifungsgrad des Nervensystens eben noch nicht erreicht ist, dann kann es das auch nicht lernen. Meine ich. Was Moritz' konkreten Fall angeht, würde es ja sogar schon genügen, würde er auf seine Flasche zum Einschlafen verzichten, denn den Rest der Nacht bleibt er ja trocken.
Aus der Perspektive meiner Bauchmuskeln jedenfalls wäre das ein echter Fortschritt...

09 Juni 2006

Das war knapp

Die Fakten:
Eine relativ schmale Straße in dem Stadtbezirk, von dem ich schon einmal nichts Gutes berichtet habe. In der Mitte der stark befahrenen, unbeampelten Straße eine kleine Verkehrsinsel. Ich nähere mich mit Célines Kinderwagen, schaue nach links, um den ersten Teil der Straße zu überqueren. Da das nächste Auto weit entfernt ist, mache ich die ersten, vielleicht zwei, Schritte auf den Asphalt. Ein lautes, anhaltendes Hupen ertönt von rechts. Ich schaue sofort in die Richtung, sehe einen großen Lastwagen mit enormem Tempo heranrauschen und frage mich in Sekundenbruchteilen, warum er hupt. Auf der Suche nach dem Grund geht mein Blick nach links, wo sich auf dem zweiten Straßenteil hinter der Verkehrsinsel ein Lieferwagen rückwärts aus einer Einfahrt schiebt. Wir sind vielleicht 3 m von ihm entfernt, der Lastwagen nähert sich schnell und ich kann mich nicht mehr rühren.

Jetzt denke ich, ich hätte schnellsten rückwärts zurück auf den Bürgersteig stolpern sollen. Aber in dem Moment, der wirklich nur sehr kurz gewesen sein kann, blieb ich einfach auf meinem Straßenteil stehen und erwartete völlig entsetzt den Zusammenstoß des mir aus der Nähe riesig erscheinenden LKWs mit dem Van. Auch in dieser winzigen Zeitspanne ging mir schon durch den Kopf, was ein Zusammenstoß für mich und Céline bedeuten würde - ich stelle mir vor, dass mindestens verschiedene Autoteile durch die Luft geflogen wären und schlimmstenfalls die beiden Wagen durch den Aufprall auf uns zugeschoben worden wären. Es war knapp, aber der LKW kam ca. einen Meter vor dem Lieferwagen mit quietschenden Bremsen zum Stehen.

Aus der Sicht des Kinderbetreuers:
Man kann noch so umsichtig, verantwortungsbewusst, liebevoll, lustig, erwachsen, gebildet, sicher, flexibel, vorsichtig und organisiert sein: es können einfach in der Betreuungszeit Dinge passieren, die man nicht verhindern kann, denen man vollkommen hilflos ausgeliefert ist und die man nicht wieder rückgängig machen kann. Selbst wenn ein Kind mal vom Klettergerüst fällt, kann man immernoch sagen oder zumindest insgeheim zugeben, dass man noch besser hätte aufpassen müssen, es nicht hätte loslassen dürfen oder ihm die Kletterei nicht hätte erlauben sollen. Aber bei solchen, völlig fremdverschuldeten Geschehnissen gibt es kein hätte, sollte, müsste. Sie passieren einfach, und das Wissen um die eigene Unschuld ist schlimmer als ein mehr oder weniger gerechtfertigter Vorwurf.

Aus der Sicht der Eltern:
Man kann die Person, der man sein Kind zeitweise anvertraut, noch so sorgfältig und bedacht auswählen und noch so glücklich über ein gelungenes Betreuer-Kind-Verhältnis sein, dem Betreuer noch so sehr vertrauen, was dessen Kompetenz im Umgang mit dem Kind angeht - es bleibt ein Risiko, gleichgültig, wie umsichtig, verantwortungsbewusst, liebevoll, lustig, erwachsen, gebildet, sicher, flexibel, vorsichtig und organisiert die Betreuungsperson auch sein mag. Die Eltern können bei ihrer Auswahl alles richtig machen und doch kann dem Kind genau dann etwas zustoßen, wenn der Betreuer die Verantwortung hatte. Keine Prophylaxe möglich, wenn es sich um solche Vorfälle wie den oben beschriebenen handelt. Sicher - wäre Célines Mutter zu genau diesem Zeitpunkt an genau dieser Stelle gewesen, hätte sie dasselbe erlebt, und wäre es zu einem Unfall gekommen, hätte er auch sie erwischt. Dennoch vertraut man sich selbst immer am meisten, und am Ende würde man dem Betreuer die Schuld geben. Vielleicht nicht unbedingt in Form von ausgesprochenen Vorwürfen, aber innerlich würde man als Eltern vielleicht denken: wenn ich mein Kind nicht abgegeben hätte, dann wäre das nicht passiert.

Manchmal trägt man mehr Verantwortung als einem bewusst ist. Oder bezieht sich Verantwortung auf steuerbare, selbst beeinflussbare Aspekte? Ich habe die Verantwortung für das betreute Kind, aber bin ich deshalb verantwortlich, wenn ein Meteorit auf seinen Kopf fällt, während ich daneben stehe?


P.S.: Von diesem nachdenklich stimmenden, aber glücklich ausgegangenem Erlebnis abgesehen hatten Céline und ich eine schöne (viel zu kurze) Zeit am See in der warmen Sonne (natürlich im Schatten). Nachdem sie erwacht war, habe ich sie auf der Wiese gemütlich mit einem Birne-Gläschen gefüttert. Danach hatte sie leider nur noch eine Viertelstunde Zeit, sich kriechend auf der Wiese umzusehen und ihren Kinderwagen von unten zu inspizieren, bevor wir uns auf den langen Heimweg machen mussten. Wirklich schade, denn Céline war gerade so vergnügt :) Aber auch im Wagen behielt sie ihre gute Laune bei, schaute interessiert mit großen Augen umher, gluckste, quietschte, erzählte etwas und mampfte mithilfe ihrer zwei Zähnchen eine Reiswaffel. Céline ist wirklich ein unkompliziertes Baby, sie weint eigentlich nie, nicht mal beim Aufwachen. Bin aber gespannt, wie sie sich am nächsten Samstag geben wird, wenn ihre Eltern abends weggehen und sie später für ihr Fläschchen aufwacht - und dann mich sieht ;)

08 Juni 2006

Kleiner Mensch - große Emotionen

Das kleine Temperamentsbündel Marie war zwar heute insgesamt etwas gedämpft aufgrund anstrengenden Verwandtschaftsbesuchs in den letzten Tagen, aber für ein paar astreine Wutausbrüche hat's noch gereicht ;)
So wichtig es ist, auch schon kleinste Persönlichkeiten in ihren Gefühlsäußerungen ernst zu nehmen, so schwer fiel es mir doch, ein winziges, engelhaft aussehendes Geschöpf wie Marie nicht einfach nur putzig zu finden, wenn es vor Wut brodelt. Aber klar, dass ich trotzdem äußerlich Haltung bewahrt habe :) Erst recht, wo ich doch für Ausbruch Nr. 1 selbst ursächlich war. Mariechen schleppte in einer Hand ihre Harke und ein Förmchen auf dem Spielplatz herum, wollte dann aber auf das große Pferd gehoben werden (zu hoch zum Klettern). Ich habe ihr erklärt, dass sie erstmal die Sachen fallenlassen müsse, weil sie sich sonst nicht richtig festhalten könne beim "Reiten". Das hat sie gar nicht eingesehen. Kein Wunder eigentlich, aber während ich sowohl Leon als auch Emma in Maries jetzigem Alter als eher folgsam erinnere, kam es für Marie überhaupt nicht in Frage, das Zeug ohne für sie ersichtlichen Grund aus der Hand zu legen. Je öfter ich ihr meine Gründe darlegte und je länger ich mich weigerte, sie heraufzuheben, desto lauter wurde ihr Unmutsgequäke, schließlich bis hin zum Schreien und trotzigem Weglaufen. Nachdem sie sich dann doch entschlossen hat, das Sandzeug Sandzeug sein zu lassen, kam sie aber auf Zuruf auch glücklich wieder angelaufen und durfte natürlich reiten.
Für den nächsten Unmutsanfall war ich allerdings nicht verantwortlich. In der Karre durfte Marie, nachdem die Sonne verschwunden war, ihre Mütze abnehmen, wollte dann aber das alleinige Aufsetzen proben. Nachdem das einmal gelungen war, glückte es nicht mehr. Wildes Gezerre, Gezeter - und schließlich der wutentbrannte Wurf des unsäglichen Kleidungsstückes aus dem Wagen auf den Fußweg. Da habe ich wirklich gestaunt, richtig frustriert, die arme Kleine!
An dieser Stelle könnte man einwenden, dass ich Marie auch hätte helfen können, als ich gesehen habe, dass ihre Bemühungen aussichtslos bleiben würden. Aber auch Hilfsaktionen sind zum Scheitern veruteilt und tragen schlimmstenfalls nur zur Verschlimmerung der Wut bei, wie ich später auf dem Balkon feststellen musste: Marie wollte sich gerne ihre Matschhose selbst anziehen (die aber wetterbedingt auch sowieso nicht notwendig war). Nachdem ich ihr in das erste Bein geholfen hatte, rupfte sie überall an der Resthose rum - ich hatte keine Ahnung, ob sie sich jetzt das Hosenbein gerne wieder alleine AUSziehen oder den Rest der Hose ANziehen wollte?? Auf Fragen reagiert Marie prinzipiell noch nicht verbal, und aus ihren Aktionen ließen sich wie gesagt keine Schlussfolgerungen ziehen. Schließlich habe ich ihr - die immer lauter zu meckern begann - das Hosenbein wieder ausgezogen. Natürlich: FALSCH! Großes Gebrüll und wildes Herumschleudern der ganzen Hose. Zweiter Versuch: Hose wieder in die Nähe des Beines bringen mit der Intention, sie ihr wieder anzuziehen. TILT!! Marie sah rot, nichts war mehr richtig, aber die Hose sollte nun auf jeden Fall durch das Balkongitter geworfen werden, soooo wütend war das kleine Persönchen! Als ihr der Wurf aus Gründen der Haushöhe leider auch versagt blieb, half nur noch, sie vom Ort des Geschehens zu entfernen...
Das Schöne an Maries ausgeprägter Emotionalität ist allerdings, dass sie sich nicht auf die negativ gefärbten Gefühlsäußerungen beschränkt. Ebenso sprudelnd und intensiv wie ihre Wutanfälle sind auch ihre Freude, ihr Lachen - und ihre Zuneigung zu den Menschen in ihrer Umgebung.

07 Juni 2006

"Das war heute der Armband-Tag!"

So beschloss Clara unsere heutigen gemeinsamen Stunden, denn wir waren rundum mit Armbändern beschäftigt. Zum einen hatte Clara gestern schon angefangen, eines für mich aus Glitzerperlen zu aufzufädeln, das ich heute geschenkt bekommen habe:


Zum anderen hatte ich ihr versprochen, dass wir heute mal solche Armbänder zusammen machen, wie ich sie immer trage. Also habe ich das passende Garn mitgenommen (natürlich auch in der einzig für Clara in Betracht kommenden Farbe - pink), und nach den Hausaufgaben ging es los. Man muss mit den Fingern ganz schön geschickt sein, um den Faden immer ganz fest um die anderen wickeln zu können, ohne dass alles wieder aufribbelt. Clara hatte auch die Technik eigentlich schnell raus, aber leider war sie dann doch ein bisschen zu ungeduldig, um das konsequent durchzuhalten. Es war ihr wichtiger, schnell ein fertiges Armband vorweisen zu können, als dass es ganz ordentlich aussieht. Trotzdem sind ihre beiden Erstwerke schon ganz hübsch geworden, und sie hat sich auch sehr über ihre beiden Ergebnisse gefreut und später stolz ihren Eltern präsentiert:


Chris hat sich übrigens derweil von Chris zu einem Ritter zu einem Fisch zu einem Friseur verwandelt, sich in der Rolle des Letzteren um meine Haare gekümmert und mir zur Belohnung, weil ich so still gesessen habe, ein kleines Spielzeug geschenkt - wie beim echten Friseur! Dann hat er aber wohl doch Angst bekommen, ich könnte das für ernst nehmen und sein kleines Flugzeug einsacken: "Ach nee, Erwachsene kriegen da gar nichts geschenkt!" Und weg war es... ;)

P.S.: Clara hat erzählt, dass sie gestern noch Ärger bekommen hat wegen des Vogelnests auf dem Balkon. Ihre Eltern haben ihr wohl gesagt, dass sie keine Tiere und nichts von draussen mit reinbringen soll. Aber begründet haben sie das offenbar ihr gegenüber nicht. Naja, ich als ursprüngliches Land-Ei sehe das nicht so eng. Aber vielleicht hatte es auch einfach nur mit der Vogelgrippe-Hysterie zu tun. Mit mir haben ihre Eltern jedenfalls nicht darüber gesprochen. Dabei kann doch Clara eigentlich wirklich nichts dafür, schließlich hat sie mich ja vorher gefragt, und ich habe es erlaubt. Wenn schon, dann hätte ich Ärger kriegen müssen ;)

06 Juni 2006

Zweiseitig

Nach einer kleinen Pfingst-Flaute bin ich heute mit Clara und Chris wieder voll ins Teilzeit-Mini-Leben eingetreten ;)
Unterwegs auf dem Heimweg von Schule und Kiga haben wir ein kleines Vogelnest gefunden. Es war leer, ich hoffe mal, die kleinen Vögelchen hatten es nur einfach schon verlassen und es wurde erst danach vom Baum geweht! Clara wollte es gerne mitnehmen, und ich fand die Idee eigentlich auch nicht so schlecht, ist ja sehr lehrreich, sowas. Aber ich weiß, dass ihre Eltern da möglicherweise etwas anders drüber denken... trotzdem durfte sie es mitnehmen und dann auf dem Balkon lagern, bis ihre Eltern eine Möglichkeit erhalten, sich dazu zu äußern.
Clara meinte, dass ja dann auf dem Balkon andere "schwangere Vögel" (grins) das Nest finden könnten und sich denken könnten "oh, ein fertiges Nest, wie schön, brauch ich keins bauen!". Clara war sehr überzeugt von der Idee des Nest-Sharings, aber ich habe sie dann doch darauf hingewiesen, dass Vögel nicht in dem Sinne "denken", sondern so handeln, wie es ihnen ihr innerer Instinkt gebietet, und deshalb auch ein eigenes Nest bauen würden, wenn 100 leere Nester um sie herum stünden. Clara fand das dumm, hat es aber eingesehen, denn sie weiß: "Tiere denken gar nicht. Zum Beispiel ein Käfer - dem ist das ganz egal, wenn sein Freund tot ist. Der denkt dann nur, 'och der ist tot, aber macht ja nix'. Das macht dem gar nichts aus!" Offenbar vermischen sich bei Clara magische mit realistischen Vorstellungen über das Wesen des Tieres noch etwas. Irgendwie glaubt sie wohl eigentlich noch immer, dass Tiere denken, auch wenn Erwachsenen ihr gesagt haben, dass es nicht so ist (ist es nicht??? ;)). In ihrem Beispiel jedenfalls scheint es ja eher so zu sein, dass der Käfer zwar denken kann, aber nicht fühlen. Möglicherweise ist der Unterschied zwischen diesen beiden Qualitäten des Bewusstseins ihr noch nicht klar.

Auch beim Essen blieben wir tierisch und haben Chris' Abendbrot mal etwas umgestaltet:



Möchte jemand raten, was für Tierchen das sind? Jaja, ich weiß, mit Essen spielt man nicht, aber Chris hat sich so gefreut und sich gleich eine Geschichte dazu ausgedacht (die ich dann auch praktischerweise nutzen konnte, um ihn zum Aufessen zu bewegen: [das Tier] ist jetzt ganz allein in deinem Bauch - iss doch seinen Freund auch noch auf, dann können sie dort zusammen spielen ;)).

Dann bin ich im Gespräch mit Clara noch auf ein sozusagen persönliches Dilemma gestoßen. Sie hat erzählt, dass ein paar Mädchen in der Schule ein Spiel gespielt haben, bei dem jeder etwas Schlechtes über die Nachmittagsbetreuerin Frau S. sagen sollte. Clara hat einige wirklich nicht sehr nette Beispiele genannt und dabei ziemlich unglücklich ausgesehen. Ich habe gefragt, ob sie da auch mitgemacht hat. Sie fühlte sich sichtlich unwohl, gab aber zu, dass sie zwar dabei gewesen war, aber dann nur etwas vergleichsweise "Harmloses" gesagt habe ("Frau S. ist eine Spielverderberin"). Ich habe ihr zwar gesagt, dass sie das ganz richtig gemacht hat, und dass "Spielverderberin" ja auch kein Schimpfwort ist, da ja Erwachsene aus Kindersicht wirklich ziemlich oft den schönsten Spaß zunichte machen. Aber war das wirklich richtig von mir? Hätte ich ihr nicht eher empfehlen sollen, das nächste Mal solche Spiele gar nicht mitzumachen oder besser noch, den anderen Kindern zu sagen, dass man es blöd und gemein findet, so über die Betreuerin zu sprechen? Denn das war eindeutig das, was Clara wirklich bei der Sache empfand. Moralisch wäre letzteres sicher der richtige Weg - aber kann man sowas seinen Kindern glaubhaft vermitteln? Ich weiß, dass ich als Kind ganz sicher nicht im moralischen Sinne gehandelt hätte - kann ich das dann von einem anderen Kind erwarten? Obwohl mir bewusst ist, wie ein solches aus Erwachsenensicht "richtiges" Verhalten bei Claras Freunden ankommen würde? Ich halte das für ein Dilemma. Wie sehen meine Leser das?