27 April 2006

Action-Bücher

Kann sich eigentlich noch irgendjemand an die Bilderbücher aus unserer Kindheit erinnern? Also so vor 15-20 Jahren? Ich habe noch einige meiner damaligen Kinderbücher, allerdings nicht die ganz frühen ohne oder fast ohne Text. Trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass gerade dieses "Anfänger-Literaturgenre" eine extreme Wandlung durchgemacht hat. Das klassische "Nur-Buch" gibt es doch schon fast gar nicht mehr, könnte man denken, wenn man mal durch die Bücherregale der Kleinsten stöbert. Heute reicht es offenbar nicht aus, einfach NUR BUCH mit Bildern und einigen Wörtern zu sein - nein, erst auf den zweiten Blick ist manches "Etwas" als Buch überhaupt erkennbar, wenn Puzzlefunktionen, Fühlapplikationen, Geräuschimitationen und Aktionsaufforderungen im Vordergrund stehen. Gerade heute bei Marie wieder bemerkt, weil sie so gerne Bücher anguckt und ich dadurch auch in den Genuss komme: in wirklich nahezu jedem Buch gibt es irgendetwas zu tun, einfach angucken und den Erzählungen des erwachsenen Lesepartners zuhören ist gar nicht möglich: "nimm hier das Puzzleteil raus und schau, was dahinter ist", "versuch rauszufinden, wo es wieder reinpasst", "fühl mal hier! ein flauschiges Küken", "Hör mal, wie die Kuh macht", "mach mal den Reissverschluss vom Teddy auf und zu", "räum die (Magnet-)Objekte von einer Seite auf die andere!", "eins, zwei, drei - zähl die Enten!" usw. - so scheinen die Buchseiten zu befehlen. Hm. Ich muss mir erstmal eine Meinung bilden. Wie finde ich das? Auf jeden Fall ungewohnt. Und hat es Vorteile? Vielleicht, wenn man bedenkt, dass den ganz kleinen Kindern das "Nur-Zuhören" ja noch schwer fällt und sie lieber selbst etwas hantieren möchten. Von daher sind Fühl- und Puzzle-Bücher möglicherweise als positive Weiterentwicklung des klassischen Bilderbuchs zu betrachten. Bücher hingegen, die Musik machen oder Zahlen, Farben und Wörter auf Knopfdruck äußern, sind überflüssig - oder sollten es jedenfalls sein: Vorlesen und gemeinsames Bücher angucken erfüllen zwar sicher auch didaktische Funktionen, leben aber von der emotionalen Komponente des Miteinander-Tuns von Kleinkind und Erwachsenem. Ein Kleinkind lernt neue Wörter genausowenig durch sprechende Bücher wie durch das Fernsehen. Wörter müssen emotionale Bedeutungen und kontextuale Relevanz erhalten, um in das Repertoire des Kleinkindes aufgenommen zu werden. Und genau das ist eben nicht zu erreichen durch Berieselung auf Knopfdruck, sondern nur in der persönlichen, bedeutungsvollen Interaktion mit zugewandten Erwachsenen. Es gibt sowieso schon viel zu viel "Krachmacherspielzeug", da darf doch wenigstens das gute alte Buch mal stumm bleiben!

So, nach diesem reflektiven Ausflug noch kurz zu den konkreten Geschehnissen dieses Nachmittags mit Marie: wieder waren wir spazieren und auf dem Spielplatz, wo heute aufgrund des Wetters fast niemand war. Alles war zwar noch feucht dort, aber es hat ja nicht mehr geregnet und war auch warm. Marie konnte also in aller Ruhe alle Gerätschaften ausprobieren und musste nur ab und zu innehalten, um ein doch kurz vorbeischauendes Kind nicht aus den Augen zu lassen :) Später zu Hause habe ich zum ersten Mal gesehen, wie Marie "So-tun-als-ob-Handlungen" ausführt: sie hat ihre Kuschelmaus in ihren Autositz gesetzt und mit ihren Keksen "gefüttert"! Marie ist erst 15 Monate alt, ist also früh dran mit dieser Art des Spiels, das ja eine Voraussetzung für den Spracherwerb ist (Sprache als Symbolsystem; sich Handlungen vorstellen können -> sich Wörter anstelle von Handlungen, Dingen und Gefühlen vorstellen können). Marie spricht allerdings bisher nur in sehr begrenztem Rahmen: "bwuffbwuff" für Hund, gestern hat sie "eiei" nachgesprochen, als ich das Schaukelpferd gestreichelt habe, und "Mama" und "Papa" sagt sie meines Wissens noch nicht. Aber sie lautiert und imitiert sonst eine Menge Geräusche und Gebrabbel, so dass sie ersten "richtigen" Wörter sicher nicht mehr lange auf sich warten lassen.

26 April 2006

Wasserlöslich

Clara hat Margarine an den Händen, ich fordere sie auf, sich die Hände zu waschen und gehe selbst auch ins Bad. Clara spült ihre Hände kurz unter fliessendem Wasser ab und will gerade das Handtuch benutzen.
Ich: "Clara, Margarine geht nur mit Seife ab!"
Clara (kommt zurück und nimmt Seife): "Waum geht Margarine nur mit Seife ab???"
Ich: "Weil das Fett ist und Fett ist nicht wasserlöslich."
Clara (total erstaunt): "Boah...Malin, ich weiß, was du mal wirst, wenn du mal, hm, größer bist: Wissenschaftler!"
Ich (erstaunt, wie sie meinen Berufswunsch erraten konnte): "Wie kommst du denn jetzt darauf?"
Clara: "Weil du immer alles so genau weißt!"
Ich (amüsiert über Claras Einschätzungen): "Aha...aber wann, wenn ich größer bin??? Noch größer?"
Clara (jetzt wohl auch leicht verwirrt): "Äh ja, ich meine, wenn du arbeitest und so, später, wenn du älter bist... [schelmisches Grinsen:] jetzt bist du ja noch jung und hübsch!"
:)

24 April 2006

Motorische Feinarbeit

Céline und ich hatten heute wieder 4 Stunden lang Gelegenheit, uns ausgiebigst zu "beschnuppern". Und sie macht sich ganz gut! Sie hat mich zwar mit unglaublich riesigen Augen begrüßt, als anstelle ihrer Mama ich nach ihrem Schläfchen in ihr Blickfeld kam, aber sie hat sich nicht darüber beschwert. Aber mir ist bewusst, dass sie noch nicht in der Fremdelphase angekommen ist. Ich denke also, irgendwann in den nächsten Monaten werden wir noch mit größeren Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Aber im Moment ist ja alles gut :)

Auch beim Füttern habe ich inzwischen den Dreh raus; zunächst hatte ich versucht, dabei alles genauso wie ihre Mama zu machen, aber die große Sauerei, die dabei beim letzten Mal entstanden ist, hat mich es diesmal einfach auf meine eigene Art machen lassen, und das hat prima geklappt.

Als das Spielen auf der Decke langweilig wurde, haben ihre Mama (die die wertvolle "kindfreie" Zeit im Arbeitszimmer verbrachte) und ich beschlossen, dass Céline und ich noch etwas spazieren gehen. Stellt man sich leicht vor: Kind anziehen, Tür auf, Kinderwagen raus und los. Leider nicht in der Stadt, wenn man im fünften Stock ohne Lift wohnt. Ich dachte nicht, dass ein noch so kleines Kind in der Tragetasche so schwer sein kann! Und den Kinderwagen aus der nur um Millimeter breiteren Türöffnung und drei weitere Stufen hinab zu bugsieren, ist motorische Feinarbeit. Auch hier werde ich beim nächsten Mal sehen, ob ich von der Vorgehensweise von Célines Mutter, die den Wagen vorwärts inklusive Baby raus"wirft", abweiche und den Wagen entweder rückwärts rausziehe (wie man es ja auch aus dem Bus macht) oder aber die Tragetasche mit Baby erst dann reinlege, wenn der Wagen sicher auf dem Bürgersteig steht. Mal sehen! Nach dem Spaziergang wieder rein war jedenfalls auch nicht gerade das reine Vergnügen; die schwere Tür lässt sich nur durch Rumhüpfen auf dem Türstopper feststellen und der Wagen muss an einer ganz speziellen Stelle die Treppen hochgehievt werden, um noch durch die Tür zu passen *nerv*. Mal abgeshen von technischen Schwierigkeiten hatten wir einen schönen Spaziergang in Stadtgebiete, die ich zum ersten Mal sah. Musste mich konzentrieren, um mich nicht zu verlaufen ;) Und Céline ist kurzerhand eingepennt von dem schönen Geschaukel. Einmal allerdings hat ein Auto ganz laut und lang gehupt - und Céline hat ihre großen Augen schlagartig bis zum Anschlag aufgerissen... um sie sofort wieder zufallen zu lassen. Erstaunlich, diese Babys!

P.S.: Ganz besonders gefreut hat mich heute die Aussage von Célines Mutter auf meine Nachfrage, wie das für sie war, als ich heute das erste Mal mit ihrem Baby draussen "davongezogen" bin: sie meinte, das war okay für sie, weil sie mir irgendwie ganz schnell richtig vertraut hat! Das höre ich natürlich gerne, weil ich auch wirklich immer alles dafür tue, dieses große Vertrauen, das die Eltern in mich setzen, zu verdienen!

23 April 2006

Vogelgrippe

Heute habe ich meinem Prädikat "zuverlässig" alle Ehre gemacht. Eigentlich hatte ich nämlich keine große Lust, mein knappes Wochenende durch einen Abend bei Moritz und Lotta noch weiter zu verkürzen. Schließlich habe ich dann Sonntag morgen aber doch tapfer zugesagt. Hat sich auch gelohnt, die beiden freuen sich immer so süß, mich zu sehen und warten schon hüpfend im Treppenhaus ;) Dass Lotta mich wieder vorbehaltlos begrüßt hat, hat mich besonders gefreut, denn die letzten Male waren immer etwas problematischer, da sie seit kurzem in die Kita geht und die neuen häufigen, Langen Trennungen von ihrer Mama dann wohl zu viel für sie werden, als dass sie das auch noch abends ertragen könnte. Aber offenbar entspannt sich die Lage gerade etwas, und wir konnten noch ein Stündchen schön zusammen spielen. Dabei ist mir wiedermal aufgefallen, wie schnell sich Kinder verändern, sobald sie in den Kindergarten gehen: Lotta ist viel frecher geworden, macht gerne mal gerade Aufgebautes von Moritz oder mir kaputt, wirft Sachen umher und versucht auch schonmal auf ihre schelmische Art, absichtlich genau das Gegenteil von dem zu machen, was man von ihr möchte. Aber noch gibt sie schnell nach ;) Ähnlich wie Moritz: erstmal strikt weigern, sich umzuziehen oder ins Bad zu kommen, aber wenn man einfach nicht mehr drauf beharrt, sondern sich schonmal mit Lotta befasst, kommt er doch recht schnell wieder an. Vielleicht liegt das bei den beiden auch daran, dass sie eher "antiautoritär" erzogen werden. Ganz im Gegensatz zu Clara und Chris. Letztere gehorchen einfach (wenn auch mal meckernd), wenn man ihnen klare Aufgaben stellt, während Moritz und jetzt auch Lotta bei zu viel Nachdruck eher trotziger werden. Da muss man als Betreuer ganz schön anpassungsfähig und einfühlsam sein bei so vielen verschiedenen Familien und genauso vielen Erziehungsstilen.

Jedenfalls sind die beiden trotzdem immer relativ leicht ins Bett zu bekommen, und auch imer echt müde, besonders Moritz erscheint immer ganz froh, wenn er endlich im Bett liegen kann (nachdem er vorher nochmal "aufdreht"). Er schläft fast augenblicklich ein, während man Lotta erst mit ihrer Milchflasche (die sind sowieso noch ein Thema für sich - vielleicht ein andermal) einige Zeit in den Armen halten muss, bevor man sie ihrem Bettchen anvertrauen kann. Und auch dort dauert es nochmal bis zu einer dreiviertel Stunde - die man vor dem Bett hockend verbringen darf - bis sie schläft. Allerdings ist sie dabei ganz ruhig. Ich habe mich schon einige Male gefragt, was sie dabei so die ganze Zeit denkt. Heute habe ich einen Einblick erhalten, denn nach einer ganzen Weile Ruhe sagte sie:"Wenn ich Mama jetzt ruf, dann kann die nicht kommen!" Da war ich echt verblüfft, offenbar hat die Trennung von ihrer Mama sie, äußerlich ruhig, noch immer beschäftigt.

Weitere Neuigkeiten: Moritz schläft endlich wieder in einem Kinderbett ohne Gitter. Zeitweise hatte er wieder Gitter, keine Ahnung, warum? Aber er braucht mit 4,9 Jahren nachts noch immer eine Windel. Wiedermal ein Indiz dafür, dass die Eltern überhaupt gar keinen Zwang auf ihre Kinder ausüben möchten. Ich schätze, bis er die Windel von selbst aufgibt, wird es noch dauern... ich habe gestern beim Wickeln angemerkt, dass die Windel ja fast schon zu eng und klein wird für ihn. Da meinte er ganz unbekümmert, es gäbe doch auch Windeln für "Ältere". Erläuterung: "Für die, die ganz ganz alt sind und so Runzeln haben"! Naja, ganz so lange wird es hoffentlich nicht mehr dauern :D

Und noch zum Titelgeber dieses Eintrags: unfassbar, aber sogar bei den Zweijährigen ist die Vogelgrippepanik angekommen! Moritz und Lotta haben Hühner im Kindergarten, und als wir in einem Bauernhofbuch freilaufende Hühner angesehen haben, bemängelte Moritz, dass die Hühner doch nicht mehr draussen sein sondern immer im Stall sein müssen, wegen der Vogelgrippe! Auch Lotta hatte noch einiges über die Vogelgrippe beizutragen - muss ich erwähnen, wie absurd dieses Wort aus dem Mund einer Zweijähigen klingt???

21 April 2006

20°, Sonnenschein...

Zumindest laut Wetterbericht, der natürlich mal wieder nicht ganz den Tatsachen entsprach. Aber es hat gereicht für einen ausführlichen Ausflug zum Spielplatz mit Marie. Ich war das erste Mal mit ihr dort, und musste mich erstmal orientieren, woran sie am meisten Spaß hat und was sie schon meistern kann. Auf dem Sand laufen z.B. ist noch schwer, schafft sie aber mit ein paar Poplumpsern ganz gut, und an der Hand sowieso. Schaukeln in der Babyschaukel gefällt ihr gut, und sie lacht wunderbar laut, wenn man sich vor ihr hinhockt und sich von ihren Füßen umstoßen lässt, wenn die Schaukel heranschwingt. Auch die Rutsche fand Maries Interesse, allerdings hat es eine ganze Weile gedauert, bis sie verstanden hatte, dass man nicht von unten hochkrabbeln kann, sondern erst umständlich einmal drumrum gehen und dann auch noch klettern muss (Babysitter natürlich immer hinterher ;)). Jedenfalls kann sie schon fast aleine rutschen, obwohl die Rutsche mir doch ein bisschen zu flott ist, als dass ich Marie ganz loslassen könnte.

Schön war, dass es nicht so voll war dort. Letztes Jahr mit Leon habe ich da anderes erlebt! Aber Marie liebt auch sowieso die anderen Kinder. Möchte sie immer gleich anfassen und wollte einem Jungen netterweise mal den Reißverschluss von seiner Jacke zuziehen :) Aber ich fand ein paar Kinder dann doch etwas anstrengend. Da war so ein Junge, vielleicht 2-3 Jahre alt, der mit einem Zweig mit Absicht immer auf Maries Kopf geklopft hat. Da dort kleine Zweige dran waren, war das ganz schön gefährlich für ihre Augen! Seine Mutter hat das aber offenbar nicht registriert, so dass ich selber noch was sagen musste (hat ihn aber auch nicht besonders lange abgehalten).

Richtig niedlich war Maries lautes Freudengequietsche, wann immer ihr danach war. Außerdem finde ich es ganz süß von ihr, wie sie zwischendurch immer mal wieder die Ärmchen ausstreckt und geknuddelt werden möchte. Schön, dass sie mich als "sicheren Hafen" bei ihren Entdeckungen nutzen kann, so lange Mama nicht verfügbar ist!

Auf dem Rückweg wurde jeder Hund (und davon laufen hier eine Menge rum) mit Gebell begrüßt: "bwuffbwuff!" und wenn mal keiner in Sicht war, kann man damit doch sicher einen herbeifordern??? :)

Am Ende waren wir beide aber dann fix und fertig - ich weiß, wer heute nacht gut schläft ;) ... Richtig: ICH! Die 5 Stockwerke Treppen mit Kind auf dem Arm am Schluss haben mir auf jeden Fall den Rest gegeben *schwitz* Aber alle Anstrengung, die man manchmal mit den lieben Kleinen hat, lohnt sich immer wieder, denn einen schöneren ersten Frühlingswettertag kann man anders fast gar nicht verbringen ;)

20 April 2006

Eingewöhnung - auf beiden Seiten

Das zweite Mal bei Céline gewesen. Ihre Mama konnte ohne Probleme weggehen als ich Céline gefüttert habe, aber mann! - waren wir beide orange (Möööhrchenbrei) hinterher ;) Es erfordert wohl doch einige Übung, das Kind daran zu hindern, irgendwelche Körperteile in die Breischüssel oder aber den Breilöffel in irgendwelche Körperteile zu stecken.
Céline ist ja so ziemlich das jüngste Kind, das ich bisher über längere Zeit hatte, so dass ich mich schon ein bisschen umgewöhnen muss von meinen ganzen Krabblern und (inzwischen) wilden Läufern. Céline liegt noch am liebsten auf ihrer Decke. Inzwischen kann sie sich auch vom Rücken auf den Bauch drehen, aber nicht wieder zurück, was für ziemlichen Unmut ihrerseits sorgt. Dann hilft auch aufnehmen und auf dem Schoß halten nix mehr - ist eben einfach unbefriedigend, wenn man schon alles will, aber wenig kann. Aber die Phase geht ja auch bald vorüber. Und mit ein bisschen Kindermusik und einem Schnulli fällt einem das Warten (und Üben) gleich leichter.Sie fremdelt übrigens noch nicht, d.h., sie strahlt mich vorbehaltlos an, kommt ohne Probleme begeistert auf meinen Arm und vermisst ihre Mama auch nicht bewusst. Aber ich merke dennoch, dass sie registriert, dass sie von mir anders angefasst, gehalten und "gehandhabt" wird. Wir müssen uns eben beide erst aneinander gewöhnen und uns aufeinander einspielen. Dazu werden wir nächsten Montag ja wieder ausführlich Gelegenheit haben!

19 April 2006

Eine musikalische Odyssee

Wenn man mit einem gutgelaunten Chris den Nachmittag verbringt, kann man stets mit einer musikalischen Hintergrunduntermalung rechnen. So auch heute:

Hurra, Hurra, der Pumuckl ist da! Hurra, Hurra, der Pumuckl ist wieder da!

(bei Abholung aus dem Kindergarten)

ABCDEFG-HIJKLMNOP-QRSTUVW-XY and Z: now you know my ABC, next time won't you sing along with me?

(beim Vorbeigehen an einer entsprechenden Buchstabentafel im Flur des Kindergartens; bei dieser Gelegenheit wurde entdeckt, dass die Leserichtung immer in einer Zeile von links nach rechts verläuft und dann in der nächsten Zeile ebenso weitergeht)

This old man, he played six, he played knick-knack on my sticks, with a knick-knack, paddy whack, give a dog a bone, this old man came rolling home!

(auf dem Fußweg zwischen Kindergarten und Bushaltestelle)

Einschub einer kleinen Rede vom Podest eines Baumstumpfes: "Meine Damen und Herren!" (jaha, das hat er wirklich so gesagt! Alles weitere danach war allerdings nicht zu verstehen - wie wahrscheinlich die meisten Reden sonst für Chris normalerweise abgesehen von der Begrüßung unverständlich sind ;))

Weißt du wieviel Sternlein stehen an dem blauen Himmelein...

(im Bus, in gefühlter hundertfacher Wiederholung genau dieser einen Zeile)

Hokus Pokus der Krokus...

(was auch immer das sein mag, vier Wörter reichen für eine Arie auf einem weiteren 15-minütigen Fußweg nach Hause)

Jajaja, ich bin da!

(musikalische Gestaltung des Badezimmerbesuchs)

Was hilft eigentlich gegen Ohrwürmer?

12 April 2006

*watschelwatschel*

Nach fast einem Monat endlich wieder bei Marie! Normalerweise gehe ich jede Woche hin, aber in den letzten Wochen war auf beiden Seiten der Wurm drin. Es war jedenfalls total schön heute. Marie hat mich auch auf jeden Fall wiedererkannt und ohne Probleme drei Stunden ohne Mama mit mir gespielt und gelacht. Sie ist so ein Sonnenscheinkind! Und das Wichtigste: sie läuft! Als ich das letzte Mal bei ihr war, habe ich sie 2-4 Schritte alleine gehen sehen, aber jetzt läuft sie schon ganz sicher und viel. Sieht sooo drollig aus!
Ansonsten haben wir heute viele, viele Bücher "gelesen". SIe liebt es, es sich mit einem Buch auf meinem Schoß bequem zu machen - ganz niedlich, wie sie einem dann den Rücken zudreht und ganz langsam versucht, die richtige Stelle zum Niederlassen zu finden. Wenn man sie nach einzelnen Tieren oder Dingen aus dem Buch fragt, kann sie auch schon manchmal auf die richtigen zeigen (manchmal zeigt sie aber auch irgendwas).

Und dann hatten wir noch Riesenspaß mit einer "Hinterherzieh-Entenschar", die herrlich quakt, wenn man sie an ihrem Band über den Boden zieht. Schon vor einem Monat hat sich Marie kaputt gelacht über dieses Tier, und heute ist sie auch wieder ausgeflippt und durch die ganze Wohnung lachend hinter mir und den Enten hergerannt, die natürlich ihr zuliebe viele Haken geschlagen haben :) Nur wie sie die Enten selber hinter sich herziehen kann, versteht sie noch nicht. Sie geht dann immer rückwärts - will ja die Enten nicht aus dem Blickfeld verlieren - und zieht die Hand mit der Schnur bis auf Kopfhöhe, so dass die Enten den Bodenkontakt verlieren und fliegen statt watscheln. Nach einer Weile hat sie das ganz schön frustriert, und sie hat sie mir wutentbrannt zugeworfen - ich soll das gefälligst richtig machen!

In den Sinn kam mir heute auch ein Vergleich mit Leon, der jetzt exakt ein Jahr älter ist als Marie: vor genau einem Jahr habe ich auch regelmäßig Zeit mit ihm verbracht, und er war so ganz anders als Marie! Er konnte zwar schon viel früher laufen, aber ansonsten war er noch so verschlossen, in sich gekehrt und manchmal habe ich das Gefühl gehabt, er konnte das alles, was er sieht und hört, noch gar nicht so schnell verarbeiten und darauf reagieren. Meistens hat er nur dagestanden und geguckt, und nur ganz selten gelächelt oder irgendwie mimisch oder lautlich reagiert. Marie hingegen ist andauernd aktiv und reagiert auf alles mit den vielfältigsten Äußerungen und Gesichtsausdrücken. So unterschiedlich können Kinder (oder Junge und Mädchen in dem Alter?) sein!

Stiftung Babysittertest ;)

Letzte Woche habe ich Emma von der Arbeitsstelle ihres Vaters abgeholt und nach Hause gebracht. Während Paul mit seiner Mama unterwegs war, war auch noch Emmas Halbschwester - nennen wir sie X - von mir mitzunehmen. X ist schon 8, und kannte mich bisher nur vom Sehen, da sie normalerweise nicht mit Emmas Familie zusammenwohnt. Ich hatte dann den ganzen Nachmittag das Gefühl, das analysierte Objekt eines ausführlichen Produkttests zu sein :).
X hatte nämlich zum ersten Mal einen Babysitter, und alles, was damit zusammenhängt, ließ sie einfach nicht mehr los. Ich sah mich stundenlang mit allerhand Fragen über meine Aufgabe konfrontiert, die in den unerwartetsten Momenten aus X. herausschossen. Die Highlights des Produkttests:

X: "Hast du noch mehr Kinder?" später noch:"Wie viele Kinder hast du noch?"
Ich nenne einige Namen und zähle zusammen.
X ergänzt:"Und jetzt auch noch mich!" [Sie bestand darufhin noch öfter darauf, dass sie jetzt auch ein "Teilzeit-Mini" sei; ich halte es aber eher für unwahrscheinlich, dass wir nochmal zufällig am selben Tag bei Emma und Paul sind. Schade eigentlich.]

X: "Welches Kind hast du am liebsten?"
Ich (*Fangfrage witter*): "Äh, ich hab alle gleich gern, die sind alle lieb! [ja schon, trotzdem, eigentlich... ;)]"
X: "Hast du Emma am liebsten?"
Ich: "Hm, ja, Emma ist jedenfalls etwas Besonderes, weil wir uns nicht so oft sehen."

X: "Was kostest du?"
Ich nenne meinen Stundenlohn.
X: "Uiii, das is viel. ... Du sollst aber mal einfach so zu mir kommen!"

Nachdem wir uns schon ein paar Stunden aneinander gewöhnt hatten, vertraut X. mir schließlich an: "Ich mag dich gern, aber erst dachte ich, du bist gar nicht nett!"
Ich (ganz perplex von so viel Ehrlichkeit): "Wann? Bevor ich was zu dir gesagt habe?"
X: "Ja, aber dann habe ich Glück gehabt!" (von Emmas Mutter erfahre ich später, dass X. vorher schon Bedenken hatte, von einer fremden Person nach Hause gebracht zu werden)
Jetzt besteht X aber drauf, dass ich ihr auch was Nettes sage: "Und du hast auch Glück gehabt, ich hätte ja auch zickig sein können....man denkt, dass ich zickig bin, weil ich so aussehe."
Ich (komme aus dem Staunen nicht mehr raus): "Findest du? Nein, das finde ich gar nicht. Ich fand gleich, dass du nett aussiehst."

Und als krönender Abschluss des Produkttests, als Emmas Mutter wieder da ist, meint X: "Malin kann wiederkommen, die ist okay, jetzt will ich aber auch mal die andere [eine Mitarbeiterin an der Arbeitsstelle des Vaters passt dort manchmal auf die Kinder auf] ausprobieren!"

Mann, bin ich froh, dass ich nicht durchgefallen bin :))

Das war wirklich mal ein richtig interessanter Nachmittag :) Als Dank gab's dann noch das hier:




P.S.: Emma ist leider an diesem Tag etwas untergegangen. Das Plappermäulchen ihrer großen Halbschwester hat sie ziemlich in den Hintergrund gequatscht. Das ist Emma ja sonst nicht gewohnt. Trotzdem hat sie mich auch in einigen Dingen erstaunt. Z.B. ist sie fast den ganzen relativ langen Nachhauseweg selbst gelaufen (abgesehen von der Zeit in der S-Bahn und ein bisschen Tragen zwischendurch), wie ein großes Mädchen :) Dafür, dass sie noch so winzige Schritte macht, fand ich das wirklich klasse. Wenn man bedenkt, dass Chris manchmal mit seinen 4 Jahren noch im Buggy sitzt...

11 April 2006

Über dieses Blog

Hallo liebe Leser, hier berichte ich als "Malin" über meine Erlebnisse und Gedanken im Zusammenhang mit meiner Teilzeitbeschäftigung als stundenweise Betreuerin ("Babysitter") von den lieben Teilzeit-Minis. Ich habe einen Hochschulabschluss in einem kindheitsrelevanten Fach, bin relativ jung ;) und wohne in einer deutschen Stadt.

Mit meinen Teilzeit-Minis erlebe ich viele interessante, lustige und turbulente Sachen. Außerdem lerne ich viel von ihnen über die kindliche Entwicklung und die mit ihrem Fortgang zusammenhängende Art der Kleinen, die Welt zu sehen und zu begreifen.
Mangels Kollegen fehlt es mir dann und wann an Austausch, Supervision und Reflexion bezüglich meiner Aufgabe als Betreuer - daher habe ich beschlossen, mich einer Art "Logbuch" anzuvertrauen. Aber mit den traditionellen Tagebüchern ist das ja immer so eine Sache: man nimmt sich fest vor, sie täglich zu führen, findet aber nach spätestens einer Woche immer wieder gute Ausreden, warum man das "heute doch nicht mehr" schafft ("es ist doch gar nichts Besonderes passiert", "ich bin viel zu erschöpft", "ach, das kann ich mir auch so merken" usw.). So ein Internettagebuch hingegen fordert doch einige Verbindlichkeit. Man weiß zwar nie, wie viele Leser man wirklich hat, aber dennoch muss man ja damit rechnen, dass es zumindest einen gibt, der auf Updates wartet - das reicht doch schon als guter Grund, nicht in Zeitverzug zu geraten, oder? Also habe ich mich jetzt einfach mal für diese öffentliche Möglichkeit der Tätigkeitsreflexion entschieden.

Allerdings bringt diese Entscheidung auch einige Probleme mit sich, die meisten davon haben mit dem Vertrauensverhältnis zu tun, das zwischen einem Kinderbetreuer und der Familie herrscht. Um dieses Verhältnis nicht zu gefährden und auch den Datenschutzrichtlinien zu genügen, werden alle Daten in diesem Blog komplett anonymisiert. Sowohl mein Name als auch die Namen der Teilzeit-Minis sind Pseudonyme, lediglich Alter und Geschlecht der Kinder stimmen. Ich werde weder erwähnen, wo ich wohne, noch über mein Leben außerhalb des Babysittens schreiben, um jegliche Wiedererkennungsmöglichkeit zu vermeiden. Über die Familien meiner Teilzeit-Minis wird hier ebenso nichts zu lesen sein, das auch nur ansatzweise Schlüsse auf deren Identität zulassen könnte. Selbstverständlich wird es keine Fotoposts geben. Ich meine, mit diesen Vorsichtsmaßnahmen lassen sich die Persönlichkeitsrechte der Kinder und ihres Umfeldes ausreichend wahren, so dass ich es wagen kann, interessierten Personen zum einen etwas über die Aufgaben einer privaten Kindebetreuerin und zum anderen über die Welt von Kleinkindern sowie ihre Entwicklung zu erzählen. Ich persönlich finde die sogenannten "Babyblogs" - Blogs von Eltern über ihre Kinder - jedenfalls immer sehr spannend - warum also nicht mal die Perspektive wechseln?

So viel für diesen ersten Beitrag in Malins Babysitterblog! In den nächsten Tagen geht es dann - wahrscheinlich erstmal noch recht schüchtern ;) - richtig los!

P.S.: Achja, die Kommentare werden in der Regel geöffnet bleiben; ich freue mich über Anregungen, Meinungen und eigene Berichte von anderen Babysittern oder Eltern!