Kleiner Mensch - große Emotionen
Das kleine Temperamentsbündel Marie war zwar heute insgesamt etwas gedämpft aufgrund anstrengenden Verwandtschaftsbesuchs in den letzten Tagen, aber für ein paar astreine Wutausbrüche hat's noch gereicht ;)
So wichtig es ist, auch schon kleinste Persönlichkeiten in ihren Gefühlsäußerungen ernst zu nehmen, so schwer fiel es mir doch, ein winziges, engelhaft aussehendes Geschöpf wie Marie nicht einfach nur putzig zu finden, wenn es vor Wut brodelt. Aber klar, dass ich trotzdem äußerlich Haltung bewahrt habe :) Erst recht, wo ich doch für Ausbruch Nr. 1 selbst ursächlich war. Mariechen schleppte in einer Hand ihre Harke und ein Förmchen auf dem Spielplatz herum, wollte dann aber auf das große Pferd gehoben werden (zu hoch zum Klettern). Ich habe ihr erklärt, dass sie erstmal die Sachen fallenlassen müsse, weil sie sich sonst nicht richtig festhalten könne beim "Reiten". Das hat sie gar nicht eingesehen. Kein Wunder eigentlich, aber während ich sowohl Leon als auch Emma in Maries jetzigem Alter als eher folgsam erinnere, kam es für Marie überhaupt nicht in Frage, das Zeug ohne für sie ersichtlichen Grund aus der Hand zu legen. Je öfter ich ihr meine Gründe darlegte und je länger ich mich weigerte, sie heraufzuheben, desto lauter wurde ihr Unmutsgequäke, schließlich bis hin zum Schreien und trotzigem Weglaufen. Nachdem sie sich dann doch entschlossen hat, das Sandzeug Sandzeug sein zu lassen, kam sie aber auf Zuruf auch glücklich wieder angelaufen und durfte natürlich reiten.
Für den nächsten Unmutsanfall war ich allerdings nicht verantwortlich. In der Karre durfte Marie, nachdem die Sonne verschwunden war, ihre Mütze abnehmen, wollte dann aber das alleinige Aufsetzen proben. Nachdem das einmal gelungen war, glückte es nicht mehr. Wildes Gezerre, Gezeter - und schließlich der wutentbrannte Wurf des unsäglichen Kleidungsstückes aus dem Wagen auf den Fußweg. Da habe ich wirklich gestaunt, richtig frustriert, die arme Kleine!
An dieser Stelle könnte man einwenden, dass ich Marie auch hätte helfen können, als ich gesehen habe, dass ihre Bemühungen aussichtslos bleiben würden. Aber auch Hilfsaktionen sind zum Scheitern veruteilt und tragen schlimmstenfalls nur zur Verschlimmerung der Wut bei, wie ich später auf dem Balkon feststellen musste: Marie wollte sich gerne ihre Matschhose selbst anziehen (die aber wetterbedingt auch sowieso nicht notwendig war). Nachdem ich ihr in das erste Bein geholfen hatte, rupfte sie überall an der Resthose rum - ich hatte keine Ahnung, ob sie sich jetzt das Hosenbein gerne wieder alleine AUSziehen oder den Rest der Hose ANziehen wollte?? Auf Fragen reagiert Marie prinzipiell noch nicht verbal, und aus ihren Aktionen ließen sich wie gesagt keine Schlussfolgerungen ziehen. Schließlich habe ich ihr - die immer lauter zu meckern begann - das Hosenbein wieder ausgezogen. Natürlich: FALSCH! Großes Gebrüll und wildes Herumschleudern der ganzen Hose. Zweiter Versuch: Hose wieder in die Nähe des Beines bringen mit der Intention, sie ihr wieder anzuziehen. TILT!! Marie sah rot, nichts war mehr richtig, aber die Hose sollte nun auf jeden Fall durch das Balkongitter geworfen werden, soooo wütend war das kleine Persönchen! Als ihr der Wurf aus Gründen der Haushöhe leider auch versagt blieb, half nur noch, sie vom Ort des Geschehens zu entfernen...
Das Schöne an Maries ausgeprägter Emotionalität ist allerdings, dass sie sich nicht auf die negativ gefärbten Gefühlsäußerungen beschränkt. Ebenso sprudelnd und intensiv wie ihre Wutanfälle sind auch ihre Freude, ihr Lachen - und ihre Zuneigung zu den Menschen in ihrer Umgebung.
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