23 April 2006

Vogelgrippe

Heute habe ich meinem Prädikat "zuverlässig" alle Ehre gemacht. Eigentlich hatte ich nämlich keine große Lust, mein knappes Wochenende durch einen Abend bei Moritz und Lotta noch weiter zu verkürzen. Schließlich habe ich dann Sonntag morgen aber doch tapfer zugesagt. Hat sich auch gelohnt, die beiden freuen sich immer so süß, mich zu sehen und warten schon hüpfend im Treppenhaus ;) Dass Lotta mich wieder vorbehaltlos begrüßt hat, hat mich besonders gefreut, denn die letzten Male waren immer etwas problematischer, da sie seit kurzem in die Kita geht und die neuen häufigen, Langen Trennungen von ihrer Mama dann wohl zu viel für sie werden, als dass sie das auch noch abends ertragen könnte. Aber offenbar entspannt sich die Lage gerade etwas, und wir konnten noch ein Stündchen schön zusammen spielen. Dabei ist mir wiedermal aufgefallen, wie schnell sich Kinder verändern, sobald sie in den Kindergarten gehen: Lotta ist viel frecher geworden, macht gerne mal gerade Aufgebautes von Moritz oder mir kaputt, wirft Sachen umher und versucht auch schonmal auf ihre schelmische Art, absichtlich genau das Gegenteil von dem zu machen, was man von ihr möchte. Aber noch gibt sie schnell nach ;) Ähnlich wie Moritz: erstmal strikt weigern, sich umzuziehen oder ins Bad zu kommen, aber wenn man einfach nicht mehr drauf beharrt, sondern sich schonmal mit Lotta befasst, kommt er doch recht schnell wieder an. Vielleicht liegt das bei den beiden auch daran, dass sie eher "antiautoritär" erzogen werden. Ganz im Gegensatz zu Clara und Chris. Letztere gehorchen einfach (wenn auch mal meckernd), wenn man ihnen klare Aufgaben stellt, während Moritz und jetzt auch Lotta bei zu viel Nachdruck eher trotziger werden. Da muss man als Betreuer ganz schön anpassungsfähig und einfühlsam sein bei so vielen verschiedenen Familien und genauso vielen Erziehungsstilen.

Jedenfalls sind die beiden trotzdem immer relativ leicht ins Bett zu bekommen, und auch imer echt müde, besonders Moritz erscheint immer ganz froh, wenn er endlich im Bett liegen kann (nachdem er vorher nochmal "aufdreht"). Er schläft fast augenblicklich ein, während man Lotta erst mit ihrer Milchflasche (die sind sowieso noch ein Thema für sich - vielleicht ein andermal) einige Zeit in den Armen halten muss, bevor man sie ihrem Bettchen anvertrauen kann. Und auch dort dauert es nochmal bis zu einer dreiviertel Stunde - die man vor dem Bett hockend verbringen darf - bis sie schläft. Allerdings ist sie dabei ganz ruhig. Ich habe mich schon einige Male gefragt, was sie dabei so die ganze Zeit denkt. Heute habe ich einen Einblick erhalten, denn nach einer ganzen Weile Ruhe sagte sie:"Wenn ich Mama jetzt ruf, dann kann die nicht kommen!" Da war ich echt verblüfft, offenbar hat die Trennung von ihrer Mama sie, äußerlich ruhig, noch immer beschäftigt.

Weitere Neuigkeiten: Moritz schläft endlich wieder in einem Kinderbett ohne Gitter. Zeitweise hatte er wieder Gitter, keine Ahnung, warum? Aber er braucht mit 4,9 Jahren nachts noch immer eine Windel. Wiedermal ein Indiz dafür, dass die Eltern überhaupt gar keinen Zwang auf ihre Kinder ausüben möchten. Ich schätze, bis er die Windel von selbst aufgibt, wird es noch dauern... ich habe gestern beim Wickeln angemerkt, dass die Windel ja fast schon zu eng und klein wird für ihn. Da meinte er ganz unbekümmert, es gäbe doch auch Windeln für "Ältere". Erläuterung: "Für die, die ganz ganz alt sind und so Runzeln haben"! Naja, ganz so lange wird es hoffentlich nicht mehr dauern :D

Und noch zum Titelgeber dieses Eintrags: unfassbar, aber sogar bei den Zweijährigen ist die Vogelgrippepanik angekommen! Moritz und Lotta haben Hühner im Kindergarten, und als wir in einem Bauernhofbuch freilaufende Hühner angesehen haben, bemängelte Moritz, dass die Hühner doch nicht mehr draussen sein sondern immer im Stall sein müssen, wegen der Vogelgrippe! Auch Lotta hatte noch einiges über die Vogelgrippe beizutragen - muss ich erwähnen, wie absurd dieses Wort aus dem Mund einer Zweijähigen klingt???