22 Juni 2006

"Kann schon alleine!"

Ohja, Leon kann inzwischen wirklich eine Menge alleine! Das letzte Mal hatte ich ihn Anfang Februar gesehen, gerade 2 geworden. Davor im November, und davor hatten wir bis September seit März jede Woche einen festen Nachmittag gehabt. Dann kam er in die Kita, und die Trennungen von seiner Mama waren sehr schwer für ihn, so dass wir übereinkamen, auf die zusätzlichen Abschiede am Nachmittag bis auf weiteres zu verzichten und uns erstmal nur ab und zu zu sehen. Als ich im Februar bei ihm war, kam er mir noch nicht sonderlich verändert im Vergleich zum vorherigen Jahr vor, aber heute dafür umso mehr! Erstens ist er groß geworden, gar kein "Baby" mehr ;) Wenn man ihn hochnimmt, hat man das Gefühl, alles schlenkert an ihm, weil seine Arme und Beine so lang und schlank geworden sind. Er rennt wie ein Weltmeister und ist die ganze Zeit am Herumhampeln. Motorisch war er schon immer recht weit entwickelt für sein jeweiliges Alter. Jetzt kann er z.B. auch schon Roller fahren. Aber emotional hat er - vermutlich durch den ständigen Umgang mit anderen Kindern - einen enormen Sprung gemacht. Früher war es etwas schwierig, ihn überhaupt mal aus der Reserve zu locken; lachen war selten drin, und auf dem Spielplatz war auch immer eher zusehen als mitmachen angesagt. Kein Vergleich zu heute! Er ist unglaublich lebendig und aktiv, grinst, lacht und quasselt die ganze Zeit, geht ohne Scheu auch ohne Begleitung auf andere Kinder zu, verteidigt seine Sachen ("Nicht kaputtmachen!" - wann immer ein Kind auch nur in die Nähe seines Eimers kam) und hat nur Flausen im Kopf. Ein richtiger kleiner Junge ist er geworden, der Leon. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Er spricht schon ziemlich gut und kennt viele Wörter, aber das hat sich auch früher schon angekündigt, denn schon in seiner vorsprachlichen Zeit hat er oft vor sich hingebrabbelt, als wollte er mitreden. Und alles kann er alleine - Treppe gehen, Schuhe an- und ausziehen, sich ein Eis bestellen ("rot!"), auf dem Fußweg laufen, an der Ampel stehenbleiben - und ja, ein typischer Zweijähriger ist er auch, und wehrt sich dementsprechend rigoros gegen solch schlimme Bevormundungen wie "nein, das ist kein Badewasser, da kannst du nicht drin plantschen" (Brunnen); "an der großen Straße musst du mir die Hand geben" und "ohne Schuhe kannst du hier nicht laufen, nur auf dem Sand".
Außerdem kann er bis mindestens vier zählen und weiß, wie alt er ist:
Ich: "Leon, wie alt bist du denn?"
Leon: "Zwei!" [Pause] "Zweieinhalb!" :)
Also, zusammenfassend gesagt: es war richtig schön, Leon wiederzusehen! Und auch ganz unkompliziert. Ich glaube, irgendwo in seinem Kinderkopf hat er sich noch an mich erinnert. Für mich war es wahrscheinlich ein größerer "Kulturschock", mit dem ziemlich selbständigen Kind Leon umzugehen, wo ich doch zuletzt im Grunde das abhängige Baby Leon betreut habe, als dass es ein Problem für ihn gewesen wäre, mit mir mitzugehen. Seine Mama hat ihn am Ende gefragt, ob ich ganz bald mal wieder kommen soll und er hat "Ja" gegrinst und mir ein fröhliches "Tschüß" nachgerufen. Das mag für andere ganz selbstverständlich und nicht erwähnenswert klingen, aber ich muss es einfach betonen, weil das früher undenkbar war. Leon war immer so verschlossen (wenn er auch nie Probleme damit hatte, mit mir zusammen wegzugehen) und irgendwie passiv - und jetzt ist er so ein Wirbelwind!
Seine Mutter meinte auch, dass es wohl nun eher ihr Problem ist, dass sie ihn am Nachmittag nicht auch noch weggeben will - wobei sie schon merkt, dass es gut für sie wäre, da sie wohl auch dann manchmal genervt ist und sich sowieso nicht richtig auf ihn einlassen kann, wenn noch viele andere Dinge anliegen. Na mal sehen, wie das weitergeht und wann sie sich diesmal wieder meldet!