14 September 2006

Marie der Wort-Schatz

Ist das nicht ein Wetterchen??? Ich war einfach nur froh, einen so schönen Spätsommertag (Spätspätsommertag) aus gutem Grund im Freien verbringen zu können - mit Mariechen auf ihrem Spielplatz, wo sie schon bekannt ist wie ein bunter Hund :) Zwei Mütter haben mich unabhängig voneinander angesprochen, ob das nicht die Marie sei. Die eine kannte sie aus der Krabbelgruppe, die andere hatte Marie offenbar mit einer Frau schon einmal auf dem Spielplatz getroffen - ihre Mama war's aber nicht, wie die mir im Nachhinein erzählte. Sie konnte sich auch keinen Reim drauf machen. Naja, vielleicht hatte die Frau ja mich schonmal mit Marie gesehen und hat nun nur Marie wiedererkannt.
Das Erzählenswerteste an diesem Nachmittag betrifft besonders Maries boomende Sprachfähigkeiten. Dass wir auf dem Spielplatz gebuddelt, geschaukelt, geklettert und gelacht haben, versteht sich ja sowieso von selbst, aber in den zwei Wochen, die ich Marie nicht gesehen habe, hat sie sprachlich schon wieder eine solche Entwicklung durchgemacht, dass es total spannend zu beobachten ist. Sie quasselt mir jetzt alles nach, egal, um was es geht und ob es ein für sie sinnvoll zu gebrauchendes Wort ist. Das beste ist, dass sie endlich "Ja" sagt, nicht mehr nur "Nein" :) Endlich kann man sich sicher sein, dass man eine fehlende Verneinung nicht möglicherweise nur fälschlicherweise als Zustimmung deutet, endlich bekommt man ein begeistertes "JAAA!" zu hören, wenn man fragt, ob man mit mir zum Spieplatz gehen möchte :) Zu schön! Und: sie kann meinen Namen sagen. Zwar ist der wahrscheinlich nur für diejenigen verständlich, die ihn ebenfalls kennen, aber ich finde das einfach klasse, wenn ich auf mich zeige und frage: "Wer ist das?" und dann ein "Ma-i" kommt [naja, ich könnte hier auch ebensogut meinen wirklichen Namen in Maries Sprache verlautschriften, und bliebe wohl trotzdem inkognito ;)]. Allerdings ruft sie mich noch immer "Mama", wenn sie mich für irgendetwas braucht. Sicher versteht sie aber bald, dass "Mama" eigentlich kein Hilferuf ist, obwohl das Wort oft genau diese Funktion erfüllt ;)
Auch sehr niedlich ist zu hören, wie Marie an sie gerichtete lobende Worte (wie lautet die Mehrzahl von "Lob"?) ganz selbstbewusst wiederholt: "Das machst du ja super!" - "Duuper!"; "Prima kannst du klettern!" - "Bima!"; "Toll gemacht!" - "Tollll!" :)
Eine schöne Bestätigung für mich und meinen Umgang mit den Kleinen war auch wieder Maries selbstverständliches Zutrauen und ihre Zuneigung zu mir. Wenn ihr auf dem Spielplatz irgendetwas nicht ganz geheuer ist, wenn die anderen Kinder sie ärgern (ihr z.B. eine ihrer Schaufeln wegnehmen, die sie selbst gerade gar nicht benutzt ;)), oder einfach alles zu viel und sie müde wird, kommt sie sofort zu mir gelaufen, wirft sich in meine Arme und kuschelt sich an meinen Hals wenn ich sie hochnehme. Auch jammert sie seit einiger Zeit, wenn ich abends nach Hause gehe. Immer wieder schön zu erleben, wie die Kinder einen annehmen und auf ihre Weise zeigen, dass sie das Spiel und die Aufmerksamkeit, die ich ihnen widme, genießen können.
Zum Thema "andere Kinder" fällt mir noch ein, dass ich seit Monaten beobachten kann, dass Marie bei relativ nahem Kontakt - also wenn ein Kind in ihrer Nähe steht und sie ansieht - immer ihre Augen zukneift und nur noch durch einen ganz winzigen Spalt herausschaut und dabei vor sich hin grinst. Als ob sie denken würde, dass sie selbst vielleicht auch erstmal lieber vorsichtshalber nur ein bisschen da sein möchte, und wie aus einem Mauseloch die Lage sondieren will ohne gesehen zu werden. Eigentlich schätze ich sie aber nicht als schüchternes Kind ein, eher ist sie ein bisschen kokett, wenn man das in diesem Zusammenhang so sagen kann ;) Mal sehen, wielange das noch so geht.