30 Juli 2006

Kleine Monster

Heute mal ganz frei von der Seele weggeschrieben, ohne formale Zensur - kann daher nicht für die flüssige Lesbarkeit garantieren ;)

Gestern abend war ich bei Moritz und Lotta, nach einem Monat mal wieder. Es hat sich die letzten Male schon irgendwie angekündigt, dass Moritz immer schwieriger werden wird. Und gestern ging er mir einfach total auf die Nerven :( Das war jetzt nicht so schlimm, dass ich danach irgendwie "erledigt" gewesen wäre, aber ich mache mir im allgemeinen Gedanken über ähnliche Situationen und wie man damit umgeht - auch als Elternteil.

Also, vielleicht sollte ich erstmal erzählen:Nach einer Stunde spielen habe ich Moritz gesagt, dass jetzt gleich Zähne geputzt werden, wenn er noch 10 Mal über das Seil gesprungen ist (damit haben wir gerade gespielt). Er hat gleich angefangen zu diskutieren, von wegen, er will nicht ins Bad, und es zählt nur, wenn er ohne das Seil zu berühren rüber kommt (hat er vorher nie geschafft, sehr geschickt ausgedacht ;)). Aber nach den 10 Mal bin ich dann einfach Richtung Bad gegangen, weil ich schon von früher wusste, dass die beiden meist hinterher kommen, wenn man nicht mehr mit ihnen spielt oder redet. Lotta kam dann auch, aber Moritz sah auf dem Weg im Wohnzimmer die Obstschale und meinte, erst noch eine Aprikose essen zu müssen und hat sie sich einfach geschnappt und ist weggerannt. Ich wollte nicht unbedingt hinterherlaufen, schließlich spielen wir nicht Katz und Maus. Also hab ich sie ihn essen lassen (sicher ein Fehler, denn das gehörte ja nur zu seiner Verzögerungstaktik!). Als Lotta mit den Zähnen fertig war, hab ich sie überschwänglich gelobt, aber Moritz hat sich weiter gesträubt und dabei auch noch gelacht wie ein Verrückter. Das hat mich ja ganz schön geärgert. Schießlich bin ich schon laut geworden, und das kennt man sonst nicht von mir. Aber während das bei meinen anderen Kindern relativ gut zieht (eben weil es so selten vorkommt), hat Moritz einfach weitergelacht und nur Mist gemacht. Wenigstens hat er sich irgendwann Zahnpasta auf die Bürste gemacht, aber nicht angefangen zu putzen. Ich wusste wirklich nicht, was ich noch sagen sollte! Hab dann zu Lotta gesagt, dass wir in die Küche gehen und ihre Milch machen - da hat Moritz ganz verzweifelt gebrüllt, dass er doch auch seine Milch möchte. Ha!, endlich hatte ich was in der Hand! Habe ihm dann gesagt, dass er keine Milchflasche bekommen kann, wenn er sich die Zähne nicht vernünftig putzt. Dann wollte er zwar endlich anfangen, fing aber vorher noch an zu diskutieren, dass er aber - wie Lotta, die eine Verletzung im Mund hat - nicht die Schneidezähne putzen will NERVNERVNERV! Was soll man da sagen??? War dann mit Lotta in der Küche und habe zwar die Zahnbürste und das Wasser gehört, aber nicht mehr kontrolliert, ob er die richtig putzt. Hatte keine Lust mehr, klar, das ist nicht richtig, aber mir hat's mit ihm echt gereicht. Ich weiß, da hat man es als Babysitter leicht, aber als Eltern muss man sich ja damit auseinandersetzen bis zum Ende, sonst klappt das ja nie mehr. Deshalb frage ich mich jetzt, was man da hätte machen können?? Anmerken möchte ich noch, dass ich hier nicht alles berichten kann, was Moritz gestern im Zusammenhang mit dem Ins-Bett-gehen so gebracht hat - es kam da noch mehr zusammen, denn so leicht bin ich ja nun doch nicht aus der Fassung zu bringen :)

Inzwischen ist mir eine Lösung eingefallen, aber mich würde trotzdem interessieren, wie meine Leser hier mit einem Kind in der Situation umgehen würden, das einfach auf nichts hört, immer diskutiert und das keine Regeln kennt! Spielerisch wäre gut gewesen (so wie hier mit dem Schlafanzug), aber da fiel mir nichts Geeignetes ein auf die Schnelle. Reden bringt nichts, anfassen darf man das Kind nicht gegen seinen Willen (als Elternteil würde ich mir mein Kind schon schnappen und ins Bad bringen, wenn es mir zu bunt wird) und sonst hat man nichts in der Hand. Konsequenzen androhen, die man nicht verwirklichen kann als Babysitter bringt auch nichts. Ich kann ja nicht sagen, "wenn du die Zähne jetzt nicht putzt, spielen wir nächstes Mal (was ja wahrscheinlich in einem Monat ist!) nicht zusammen" oder sowas. Und gerade habe ich gelesen, dass man die Einschlafrituale nicht als Strafe/Konsequenz entziehen soll. Also wäre das "keine Milchflasche mehr geben" auch nicht richtig, ebenso "du darfst kein Vorlesebuch mehr aussuchen", denn diese Sachen gehören ja fest zum Ritual. Aber als Babysitter hat man ja keine anderen Möglichkeiten, wenn man nur so kurze Zeit mit dem Kind verbringt.

Also: welche Tricks habt Ihr, um (Eure) Kinder zum Zähneputzen/Ins-Bett-gehen zu bewegen? (ich denke mal, Moritz will deshalb nicht Zähne putzen, weil er weiß, dass dann Schluß ist mit dem Tag und das noch hinauszögern will) Kennt Ihr auch solche Kinder, die dermaßen antiautoritär und ohne Regeln erzogen werden (jedenfalls ohne Regeln, die sie nicht selber bereit sind einzuhalten), dass sie überhaupt keine klaren Ansagen gewöhnt sind? Würde mich über Vorschläge freuen!

Naja, der Rest klappte dann leidlich, war aber noch etwas chaotisch, weil ich auch irritiert und abgelenkt war von Moritz' Verhalten. Aber irgendwann lagen wir dann friedlich auf dem Fußboden und haben 2 Bücher angeguckt. Danach ging es zwar wieder los von wegen "ich will nicht ins Bett", "wieso müssen wir ins Bett und du darfst aufbleiben?", Moritz, als ich ihn in sein Bett gelegt habe: "Aber Lotta muss auch! ... Wieso muss ich immer zuerst?" *augenroll* Obwohl er totmüde war, wollte er immernoch weiter diskutieren (man muss ja bei den beiden im Zimmer bleiben, bis sie schlafen), aber ich habe einfach nicht mehr reagiert, außer mit "Hm" oder "Weiß ich nicht". Lotta krabbelte dann nochmal raus aus ihrem Gitterbett (auch neu; bisher hat sie immer brav mit ihrer Flasche eine ganze Weile gelegen, bis sie einschlief) und moserte auch rum, dass sie nicht schlafen wolle. Hab sie dann geschnappt und in die Arme genommen, und siehe da: Daumen rein und SCHNARCH! Auch Moritz wurde ruhiger und schlief dann ein. Schnell Lotta ins Bett gelegt und raus da! Aaaargh! Moritz hat ein seltenes Talent, mich auf die Palme zu bringen!
Übrigens hat er sich bezüglich trocken werden wenigstens ein bisschen weiterentwickelt. Zwar haben seine Eltern mir noch gesagt, dass ich ihn eine Stunde nach der Flasche wieder schlafend ins Bad bringen soll, aber er ist tatsächlich nach einer halben Stunde von alleine aufgewacht und hat mich gerufen. Da war er zwar schon etwas nass, aber immerhin!

Ich weiß jedenfalls, dass ich als Elternteil meine Kinder anders erziehen werde. Frage mich bloß, ob das klappt! Ich habe ja an Moritz' und Lottas Entwicklung auch beobachten können, dass es klein und unbedeutend anfängt, man aber zuerst damit noch gut umgehen kann, weil die Kinder eben noch klein sind. Z.B. ist es auch wesentlicher leichter, Lotta zum Zähneputzen zu bringen als Moritz. Sie diskutiert einfach noch nicht und lässt sich schneller ablenken oder überreden. Früher war das bei Moritz nämlich auch genauso. Und nun kann man sich ja vorstellen, wie das weitergeht! Er wird nicht gerade einfacher zu bändigen werden, je älter er wird, und ich stelle mir da geradezu Horrorszenarien mit dem Teenager-Moritz vor (mit dem ICH ja dann nichts mehr zu tun haben werde, aber als Eltern von eigenen Kindern, kann es ja ebenso kommen, wenn man nicht "den Anfängen wehrt"!) Eine gewisse Erziehung ist so ziemlich von Anfang an wichtig und nur vorteilhaft für die Persönlichkeit des Kindes und auch sein Zurechtkommen in der Welt, finde ich!

3 Kommentare:

Am 30 Juli, 2006 16:10 meinte Blogger Klabauter dazu:

Also ich kenn ja nur nette Kinder, weil ich von den anderen immer Abstand gehalten habe. Und selbst diese netten und gut erzogenen Kinder hatten so Phasen und Marotten, die mich auf die Palme bringen konnten. Ich habe dann auf Tempo gedrungen, weil ich sonst nur eine kurze Geschichte vorlesen könne und keine lange. Das hat dann halbwegs funktioniert, d.h. die Verzögerungen wurden schneller aufgegeben. In ganz schlimmen Situationen konnte man bei diesen Kindern damit drohen, was die Eltern wohl sagen, wenn ich ihnen von diesem Verhalten erzähle...

Bei Moritz hätte ich auch auf Ignorieren geschaltet. Er hat seine One-Man-Show abgeliefert. Ohne größere Aufmerksamkeit wird ihm deutlich, dass sein Verhalten nicht den gewünschten Publikumserfolg hat. Lotta hätt ich schnell fertig gemacht und dann mit ihr angefangen zu lesen. Moritz hätte das Zähneputzen nachweisen müssen (Geruchsprobe der Atemluft) und wäre dann freundlich wieder im Kreis der Lesenden aufgenommen worden.

 
Am 30 Juli, 2006 21:10 meinte Anonymous Anonym dazu:

Ich habe ein Buch geschenkt bekommen, was u.a. genau diese Zähneputz-Tragödie beschreibt. Da mein Sohn noch ein Baby ist, kann ich nicht sagen, ob es wirklich hilft. Es heißt "Ein Löffelchen voll Zucker... und was bitter ist, wird süß! Das Mary Poppins-Prinzip" (Link hier: http://www.amazon.de/gp/product/3802516427/302-5561539-6842467?v=glance&n=299956)
Ich weiß nicht, ob es bei Moritz ziehen würde. Hier versucht es die Mama immer auf die spielerische Weise. Zum Thema Zähneputzen: sie nimmt eine große Decke und legt diese vor die Kinderzimmertür. Dann wird mit verstellter Stimme gerufen, dass der fliegende Teppich jetzt losfliegt zum Zähneputzen. Das zog bei ihren Kindern. Die Kinder setzten sich auf den "Teppich", die Mama zog und erzählte, wo überall langgeflogen wird (man braucht glaub Laminat oder jede Menge Power und vor allem Phantasie für eine täglich neue Geschichte - aber als Babysitter wohl nicht so das Problem). So ging es schlussendlich bis vor das Bad, dort wurden die Zähne geputzt und es ging zurück. Wer nicht rechtzeitig mit zum Zähneputzen kam, durfte nicht "mitfliegen". Wie gesagt, noch nicht in der Praxis versucht und verliert eventuell nach ein paar Tagen seinen Reiz. Aber für wenige Abende als Babysitter sicher sehr gut umsetzbar bzw. einen Versuch wert! Berichte mal, wie es weitergeht ;)

Liebe Grüße

Mandy

 
Am 30 Juli, 2006 23:01 meinte Blogger Malin dazu:

Danke für Eure Meinungen ;)

@klabauter: Ich denke mir auch, dass das jetzt mit dem Zähnputzen wohl nur eine Phase ist - aber was kommt danach wieder???
Moritz auszuschließen von der Vorleserei stelle ich mir aber in der Realisierung schwierig vor, obwohl es logisch klingt. Aber wie will ich ihn daran hindern, sich dazuzusetzen oder sogar durch Lärmerei und Lotta-ärgern die Sache zu boykottieren? Kann ihn ja nicht aussperren aus dem Zimmer!
Und ich glaube, was die Eltern "morgen" dazu sagen, ist Moritz "heute" noch ziemlich egal. Außerdem habe ich das Gefühl, dass er seine Eltern ähnlich "ernst" nimmt wie mich - hier rein, da raus und drüber lachen, und dann vergessen.

@mandy: Das Buch klingt ja super, ich glaube, das will ich haben ;) Selbst wenn man vom Gefühl her weiß, dass was Spielerisches die Lösung wäre, fällt einem ja so spontan meist nix ein. Das mit dem Teppich hört sich schonmal spannend an, werde ich mal testen! Könnte mir vorstellen, dass er darauf anspringt!

So, meine eigene inzwischen ausgedachte Strategie beinhaltet vor allem das sofortige Umziehen und Zähneputzen (was ja den fliegenden Teppich nicht ausschließt ;)), sobald ich ankomme. Dann kann ich nämlich sagen: "bevor ihr nicht fertig seid, spielen wir nicht zusammen" (und darauf freuen sie sich immer sehr). Auf diese Weise würde das Zähneputzen nicht das Ende des Tages anzeigen, sondern etwas Positives: das Spiel. Das Schlafengehen wird dann später ja nochmal gesondert mit der Milchflasche (und ihrer Zubereitung) eingeläutet, so dass es da keine Übergangsprobleme geben dürfte. Mal schauen! Habe jetzt noch keinen neuen Termin bei ihnen, werde aber weiter berichten!

 

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